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Brunnenvergiftung

Bezeichnet eine unfaire Diskussionstaktik, die in einem „vorsorglichem“ Angriff auf den Diskussionsgegner oder gegnerische Argumente besteht, bevor die Gegenseite überhaupt eine Chance hatte, ihre Position dar­zulegen.

Beispiel:

Mein Gegenredner wird ihnen sicher gleich sagen, dass der von mir vorgelegte Plan nicht funktionieren könne, dabei war er ja von Anfang an dagegen, weil er neidisch ist, dass er nicht selber auf die Idee gekommen ist.

Andere Namen

  • Schmiertaktik
  • Diskreditierung
  • Diffamierung

Beschreibung

Bezeichnend für diese unfaire Diskussionstaktik ist, dass der Gegner oder sein Argument bereits von Vorne­herein angegriffen wird, bevor er überhaupt eine Chance hat, seine Argumente vorzubringen.

In dem meisten Fällen werden persönliche („ad hominem“) Angriffe auf den Gegner vorangestellt, die diesen in einem schlechten Licht erscheinen lassen und ihn in die Defensive zwingen sollen.

Ebenso kann aber auch eine verzerrte Darstellung der Position des Gegners dargestellt werden (Stroh­mann-Argument), wodurch dieser zunächst einmal gezwungen würde, das negative Bild, das von seiner Position ge­zeich­net wurde, zu korrigieren.

In vielen Fällen ist die eigentliche Brunnen­ver­giftung jedoch nur Mittel zum Zweck: durch eine gezielte Pro­vo­ka­tion soll die Diskussion um das eigent­liche Thema ver­hindert werden (Ablenk­ungs­manöver).

Abwehr

Durch eine vorangegangene – zumindest versuchte – „Brunnenvergiftung“ wird man in Zugzwang gesetzt. Ein komplettes Ignorieren des Angriffes kann man sich nur leisten, wenn man sich sehr sicher ist, das Publikum auf seiner Seite zu haben.

Gerade bei ad-hominem-Angriffen ist es aber wichtig, sich nicht provozieren zu lassen und auf keinem Fall zu­zulassen, dass die weitere Diskussion zu gegen­seitigen u­nfairen An­schuld­ig­ungen ent­gleist. Dies gilt ins­be­sondere dann, wenn es wo­möglich dem Gegner in die Hände spielen könnte, wenn dadurch eine sach­liche Dis­kussion ver­hindert würde (De­railing).

Stattdessen könnte man etwa wie folgt kontern:

Es ist schade, dass mein Gegner mich lieber persönlich angreift als Argumente zur Sache beizutragen. Anstatt es ebenso zu tun, möchte ich aber lieber auf die eigentliche Fragestellung zurückkommen …

Zugegeben: es braucht oft viel Selbst­be­herrsch­ung, um nach einem un­fairen per­sönlichen Angriff so kon­trol­liert zu reag­ieren. Dafür ist es ein eleganter Weg, den Spieß um­zu­drehen und nun den Gegner selbst in Zug­zwang zu setzen.

Etwas schwieriger ist es bei einem Stroh­mann-Angriff, also einer ver­zerrten Darstellung der Position. Hier muss man reagieren, da dies von Dritten wo­mög­lich nicht als un­fairer An­griff er­kannt wurde und das Bild, dass diese von der Position haben, be­schädigt hat.

Leider hat sich mein Gegner offen­kundig keine große Mühe gemacht, sich mit meiner Ar­gu­men­ta­tion genauer aus­ein­ander zu setzen, sonst wüsste er, dass seine ver­kürzte Dar­stell­ung, die wir uns gerade anhören durften, wichtige Aspekte auslässt. Umso mehr freue ich mich, dass ich diese Miss­ver­ständ­nisse jetzt aus­räumen kann …

Die grundsätzliche Idee wäre es, den unfairen Angriff als eine Gelegen­heit zu verstehen, seine Posi­tion umso aus­führ­licher zu er­klären, und klar ab­zu­grenzen, warum es sich anders verhält, als vom Gegner dar­gestellt.

Alles in allem zeigen die genannten Ab­wehr­mög­lich­keiten auch, warum man selbst tun­lichst auf un­faire Dis­kus­sions­methoden wie die Brunnen­ver­giftung ver­zichten sollte. Das Risiko, dass ein rhe­tor­isch ver­sierter Gegner den Spieß um­dreht und man selber am Ende schlecht dasteht, ist größer als irgendein möglicher Nutzen.

Gerechtfertigte Anwendung

Jede Form von unfairem Angriff auf den Gegner ist prinzipiell nie gerecht­fertigt und auch nicht ratsam, da der Angriff bei einem geschicktem Konter auf einen zurück­fallen kann.

Ein reines Vor­weg­nehmen der Argu­mente des Gegners und eine sach­liche Aus­ein­ander­setz­ung mit diesen im Vor­hin­ein kann jedoch durchaus im Inter­esse einer sachlichen Dis­kussion sein. Etwa wie im Folgenden:

Ich weiß schon, ihr Gegen­argument ist XYZ, aber das greift hier nicht, weil ABC der Fall ist.

Dabei ist eine faire und sach­liche Dar­stellung des Ar­gu­mentes aber zwingend, um sich nicht dem Vorwurf aus­zu­setzen, ein Stroh­mann-Argu­ment zu benutzen.

Siehe auch

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