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Umdefinierung

Unfaires rhetorisches Mittel, das darin besteht, die Definition eines Begriffes einseitig so zu verändern, dass er die eigene Argumentation (besser) unterstützt oder bereits geschlossene Entscheidungen einseitig verändert.

Andere Namen

  • Deutungshoheit
  • Definitionsmacht
  • Definist Fallacy
  • Redefinition Fallacy
  • Persuasive Definition (Fallacy)

Beschreibung

Begriffe können prinzipiell beliebig definiert werden, solange alle an einer Kommunikation Beteiligten die gleiche, oder wenigstens zu­ein­ander kompatible Definitionen benutzen. Solche Definitionen können formell (in einem Wörter­buch o.ä. niedergeschrieben) oder informell (etwa spontan während einer Diskussion ent­standen) sein, wichtig ist nur, dass diese von allen geteilt werden.

Grundsätzlich spricht auch nichts dagegen, eine neue oder ansonsten wenig gebrauchte Defi­ni­tion zu be­nutzen, wenn dies für das Verständnis sinnvoll ist. Dies muss aber transparent sein und kann auf keinen Fall nach­träg­lich ge­schehen, d.h. wenn von allen schon eine andere Bedeutung akzeptiert wurde.

Eine „Umdefinierung“ von Begriffen wird folglich erst dann eine Form von unfairer Dis­kus­sions­tak­tik, wenn dies einseitig geschieht, um sich einen Vorteil in der Diskussion zu verschaffen.

Reaktion

Ändert ein Diskussionsteilnehmer die Definition nachträglich signifikant, womöglich im klaren Widerspruch zu der ansonsten akzeptierten, sollte man zunächst versuchen, her­aus­zu­finden, welche Absicht dahinter steckt und dann entsprechend reagieren.

  • Ein einfacher Irrtum – wahrscheinlich der häufigste Fall: Ein Wörterbuch oder Lexi­kon kann hier hilfreich sein, um die Situ­ation zu beherrschen.
  • Ein (unfairer) Versuch, das Ergebnis oder einen Teil einer Diskussion im Nach­hinein anders zu interpretieren als dies beabsichtigt war.
  • Ein Versuch, vom Thema der Diskussion abzulenken und stattdessen eine Dis­kus­sion über Begriffe und Definitionen her­bei­zuführen (Ablenkungsmanöver)

Gültigkeit

Korrekturen

Auch wenn sich in einer Diskussion, oder in einem spezifischen Umfeld eine gewisse Definition bereits etabliert hat, ist es durchaus angebracht, darauf hinzuweisen, dass anders­wo eine andere Definition in Gebrauch ist (und dass man, wenn keine guten Gründe dagegen sprechen, wohl besser die sonst übliche Defi­nition weiter verwenden sollte).

Dasselbe gilt, wenn jemand eine unübliche Definition verwendet, die womöglich aus einer Unkenntnis der üblichen Begriffe stammt.

Das folgende Beispiel stammt aus einem News-Forum (hier nur etwas vereinfacht wieder­gegeben):

A: Ich bezeichne E-Bikes als Fahrräder mit Elektromotor, die bei 25 km/h abriegeln und Pedelecs als solche, die schneller fahren können.
B: Normalerweise benutzt man die beiden Begriffe genau anders herum.

Offensichtlich hat A die Begriffe „Pedelec“ und „E-Bike“ missverstanden und benutzt sie genau umgekehrt zu den üblichen Defi­ni­tionen. Hier ist es selbstverständlich an­ge­messen, ihn zu korrigieren.

Beispiele

„Nazi“ positiv umdefinieren

Ein Benutzer auf Twitter versuchte, den Begriff „Nazi“ wie folgt zu definieren:

N = Nett, A = Ansträndig, Z = Zivilisiert, I = Intelligent

Ohne allzu sehr darauf eingehen zu wollen, ob diese Begriffe wirklich deskriptiv sind für Personen, die sich selbst als „Nazi“ bezeichnen, ist dies natürlich nicht die Bedeutung, welche dem Begriff allgemein gegeben wird. Dieser leitet sich bekanntlich vom Nationalsozialismus und dessen Vertretern ab, und wird heute weitest­gehend einhellig als negativ besetzter Begriff verstanden.

Über das Motiv, das dieser Benutzer hatte, eine solche Umdefinierung des Begriffes zu versuchen, kann nur spekuliert werden – es gilt aber auch hier der Grundsatz, dass wer sich schon selbst als „Nazi“ bezeichnet, vermutlich auch einer ist.

Siehe auch

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