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Trugschluss der Division

Ein Fehl­schluss in Form eines Emergenz­fehlers, bei dem un­zu­lässig von Eigen­schaften eines Ganzen auf dessen Be­stand­teile ge­schlos­sen wird.

Die Blumen auf dieser Wiese haben viele verschiedene Farben.
Diese Blume steht auf der genannten Wiese.
Folglich ist auch diese Blume vielfarbig.

Offensichtlich ist die Eigen­schaft „Viel­farb­ig­keit“ in diesem Fall etwas, was erst da­durch zu­stande kommt, dass viele (unter­schiedlich ge­färbte) Blumen ge­mein­sam an einem Ort vor­kommen. Eine solche Eigen­schaft vom Ganzen (hier: der Wiese) auf die Teile (die Blumen) zu über­tragen, be­dürfte weiterer Infor­ma­tionen, die hier aber nicht ge­geben sind.

Andere Namen

  • Teilungsfehler
  • Fallacy of division
  • Fallacia divisionis

Beschreibung

Der Trugschluss der Division ist das Gegenstück zum Trug­schluss der Kom­po­si­tion und be­steht darin, dass Eigen­schaften, die erst in einer höheren sys­tem­ischen Ebene oder in der Kom­bi­na­tion von mehreren Ele­menten zu­tage tritt, un­zu­lässig auf eine nied­rig­ere Ebene bzw. Teil­menge über­tragen werden.

Mit anderen Worten: Eigen­schaften, die nur da­durch ent­stehen, dass die Einzel­teile zu­sammen­spielen, sind keine, die sich not­wend­ig­er­weise auch in den Be­stand­teilen wieder­finden lassen (Emergenz).

Abgrenzung

Es gibt mehrere sehr ähnliche Fehl­schlüsse, die auch nicht immer deut­lich gegen­ein­ander ab­ge­grenzt werden und daher zu­mind­est unter be­stimmten Um­ständen auch Syno­nyme für diesen Fehler sein können. Dazu ge­hören der mereo­logische Fehl­schluss, bei dem es spe­zi­fisch um Teile eines Systemes geht, sowie der öko­log­ische Fehl­schluss, der sich auf die Über­tragung von sta­tist­ischen Merk­malen auf die Mit­glieder einer Po­pu­la­tion bezieht.

Beispiele

Bewusstsein

Das Bewusstsein ist ein kom­plexes philo­soph­isches (und neuro­log­isches) Phä­no­men, welches zahl­reiche Fragen auf­wirft, die sich bis­her nicht ab­schließ­end klären ließen. Dazu ge­hören u.a. die Fragen, wie die Er­fahr­ung von „Be­wusst­sein“ in uns­erem Ner­ven­sys­tem ent­steht und welche anderen Lebens­formen es auf eine ver­gleich­bare Weise er­fahren.

Ein gelegent­lich gehörter Vor­schlag, diese Prob­leme zu um­gehen kann etwa wie folgt for­mu­liert werden:

„Was, wenn das Bewusst­sein nicht im Nerven­system an­ge­siedelt,
sondern eine Eigen­schaft von Atomen und Molekülen ist?“

Mit anderen Worten: es wird vor­ge­schlagen, Be­wusst­sein nicht als emer­gentes Merk­mal eines kom­plexen Nerven­systems an­zu­sehen, sond­ern als res­ult­antes Merk­mal, dass bereits auf der mole­ku­laren oder atom­aren (und manch­mal sogar sub-atom­aren) Ebene an­ge­legt ist.

Hiermit wird das Prob­lem des Be­wusst­seins natür­lich nicht gelöst, sondern nur von der einen auf eine andere Ebene ver­schoben, denn aus dieser Posi­tion ergibt sich vor allem wieder eine neue Frage, nämlich wie das Be­wusst­sein auf der Ebene von Atomen bzw. Mole­külen an­ge­legt sein kann – ganz zu schweigen da­von, in wie­weit diese Er­klär­ung besser sein soll, als wenn man Be­wusst­sein als eine emer­gente Ei­gen­schaft eines kom­plexen Nerven­sys­tems be­trachtet.

Zenons Pfeilparadoxon

Der griechische Philosoph Zenon von Elea ist heute vor allem für die von ihm beschriebenen Para­dox­ien bekannt. Eines seiner bekanntesten, das so­ge­nannte „Pfeil-Para­dox“ kann wie folgt for­mu­liert werden:

Ein Pfeil befindet sich zu jedem Zeitpunkt während seines Fluges an einem bestimmten Ort.
Während jedes Zeitpunktes (der ja eine Länge von 0 hat) gibt es keine Bewegung.
Was aber für jeden Zeitpunkt während einer Zeitspanne wahr ist, muss auch für die Zeitspanne als Ganzes wahr sein.
Also kann der Pfeil sich nicht bewegen.

Was Zenon übersieht (oder wovon er elegant ablenkt) ist, dass Bewegung erst über einen Zeit­raum ent­steht, d.h. erst, wenn eine Menge von Zeit­punkten zu­sammen­kommt. Sie ist nicht in den Zeit­punkten an­gelegt.

Streng genommen ist Bewegung kein echtes emergentes Merkmal, da sie sich auch aus Kenntnis aller physischen Eigen­schaften des Objektes zu den einzelnen Zeit­punkten ab­leiten lässt (ins­be­son­dere aus Kenntnis der Be­weg­ungs­ener­gie). Auf jeden Fall ent­steht Be­weg­ung aber erst in einem Zeit­raum, nicht zu einem Zeit­punkt.

Siehe auch

Lernmaterialien

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