Naturargument
Eine Form von Scheinargument, das auf einer Verklärung der „Natur“ bzw. „Natürlichkeit“ beruht. Es beruht auf der (unbelegten) Grundannahme, dass „natürlich“ mit „gut“ gleichzusetzen sei.
Nicht alles, was natürlich ist, ist tatsächlich gut oder gesund für uns.
Andere Namen
- (Argumentum) ad naturam
- Appeal to Nature
Beschreibung
Die meisten Menschen empfinden eine natürliche Umgebung als schön und ein Leben im Einklang mit der Natur als erstrebenswert. Daran ist so weit auch auch nichts auszusetzen.
Zu einem Problem wird es erst, wenn ein wie auch immer gearteter Zustand der „Natürlichkeit“ als „gut“ verklärt wird, ohne dass hinterfragt wird, ob dies tatsächlich gerechtfertigt ist.
Neben zweifellos „guten“ natürlichen Dingen gibt es auch einige, die bestenfalls in sehr spezifischen Situationen gute Aspekte haben. Man denke nur an „natürliche“ Prinzipien wie „das Recht des Stärkeren“ oder von „fressen und gefressen werden“, mal abgesehen von Krankheit und Tod.
Ob im jeweiligen Einzelfall etwas „natürliches“ tatsächlich besser oder schlechter ist als die Alternative, muss in jedem Einzelfall – und natürlich auf Grundlage von faktischen Argumenten – entschieden werden. Ein einfacher Verweis auf die „Natürlichkeit“ reicht nicht aus.
Einordnung
Grundlage dieses Scheinargumentes ist die Verklärung eines vermeintlichen „Naturzustandes“ als ein erstrebenswertes Ideal. Dies kann auch so verstanden werden, dass auf die Natur als (falsche) Autorität verwiesen wird. In diesem Sinne ähnelt das Naturargument dem dort beschrieben Traditionsargument.
Begriff der „Natur“
Auch der Begriff „Natur“ ist in diesem Zusammenhang problematisch: zwar ist der Begriff nicht völlig beliebig, aber die Definition dessen, was ein „natürlicher“ Zustand ist, kann sehr stark variieren: sind z.B. die mitteleuropäischen Kulturlandschaften (z.B. Streuobstwiesen) wirklich der „Naturzustand“ oder muss man bis in den Zustand zur Steinzeit zurückgehen?
Beispiele
Eine Verklärung von „Natur“ oder „natürlich“ ist vor allem in der Werbung, aber auch in der Politik und allgemein in den Medien weit verbreitet. Die folgenden Beispiele sind nur als Anregungen gedacht, solche Aussagen kritisch zu hinterfragen:
„Aus natürlichen Zutaten“
Dieser Slogan wird häufig in der Produktwerbung benutzt, hat aber bei näherer Betrachtung keinerlei Aussagekraft, da es je nach Auslegung des Begriffes „natürlich“ keinerlei Zutat geben kann, die nicht natürlichen Ursprunges ist.
So werden in der Lebensmittelindustrie oft Aroma- und Farbstoffe eingesetzt, die z.B. aus Pilzkulturen stammen (Beispiel: Erdbeeraroma). Auch diese sind „natürlichen Ursprungs“, wenn auch nicht unbedingt so, wie man sich das als Kunde vielleicht vorstellen mag.
Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung. Weitere Beispiele folgen.
Siehe auch
Weitere Informationen
- Appeal to nature auf Wikipedia (Englisch)
- Appeal to Nature auf Logically Fallacious (Englisch)