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Dammbruchargument

Die (widersinnige) Behauptung, dass wenn wir eine Posi­tion akzeptieren, daraus zwangsweise weitere, wenig wünschenswerte Positionen folgen würden.

Beispiel:

Wenn wir die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern zulassen, folgt daraus zwangsweise, dass wir auch bald die Ehe zwischen Geschwistern, mit Tieren oder sogar mit Maschinen zulassen werden.

Dies ist ein Scheinargument, wenn von der diskutierten Position ausgehend, die behaupteten weiteren Posi­tionen nicht notwendigerweise folgen.

Andere Namen

  • Dominoeffekt
  • Schneeballeffekt
  • Slippery slope
  • Camel’s nose

Beschreibung

Typisch für dieses Schein­argument ist die (oft im­pli­zite) Be­haupt­ung, würde man die gegner­ische Posi­tion ak­zept­ieren, folgen dar­aus zwangsläufig auch weitere, oft extrem negative, ander Positionen.

Im Kern ist so ein Argu­ment ein vor­geb­licher Ketten­schluss, dem aber der Be­weis dafür fehlt, dass es tat­säch­lich eine Schluss­kette gibt, welche von dem Aus­gangs­punkt zum be­haupt­eten End­er­geb­nis führt.

Verhältnis zu anderen Fehlargumenten

Das „Dammbruchargument“ ist eine Form von Kon­se­quenz­argu­ment, da eine Posi­tion aufgrund von (ver­meint­lichen) Kon­se­quenzen, die sich aus ihr er­gäben, an­ge­grif­fen wird.

Es ist auch eng verwandt mit dem Kon­tinu­ums­irrtum, bei dem be­hauptet wird, es gäbe keinen Unter­schied zwi­schen zwei (ex­tremen) Positionen.

Ebenso hat es Aspekte des Stroh­mann-Argu­mentes, in­so­fern als in beiden Fällen ver­sucht wird, die Posi­tion des Gegners falsch dar­zu­stel­len, um sie so leichter an­greifen zu kön­nen oder sie gar ins Lächer­liche zu ziehen.

In vielen Fällen handelt es sich dabei um eine Form von Ab­lenk­ungs­manö­ver, da es dazu dienen kann, die Dis­kus­sion vom eigent­lichen Thema auf speku­lative „Folgen“ umzuleiten.

Wird dem Gegner durch eine solche Argumentation direkt oder indirekt unterstellt, eine verdeckte Agenda zu haben und heimlich auf ein anderes Ziel hinzuarbeiten, kann es sich um eine Form von ad-hominem-Angriff handeln (siehe insbesondere Motiv­unter­stellung).

Das andere Extrem – und damit Gegenstück zum Damm­bruch­argu­ment – ist die sog. Salami-Taktik, die darin besteht in kleinen Schritten auf ein ansonsten schwer vermittelbares Ziel hinzuarbeiten.

Positives Dammbruchargument

Anstelle der Drohung mit einem negativen Endergebnis kann auch das (nicht erfüllbare) Versprechen eines positiven Ausganges eine Form von Dammbruchargument sein.

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Solche und ähnliche Behauptungen werden häufig in der Werbung verwendet, gerade Fitness-Studios und neuerdings eben Smart­phone-Apps werben auf diese oder ähnliche Weise.

Die Behauptung hier ist, dass aus dem Herunterladen einer App, samt Abschluss eines (natürlich kosten­pflichtigen) Abonnements zwangsläufig eine Gewichtsabnahme folgen muss.

Tatsächlich neigt die Motivation zum regelmäßigen Training dazu, recht bald nachzulassen, weswegen das versprochene Endergebnis dann meist nicht eintritt.

Gerechtfertigte Anwendung

Eine Argumentation in der Form eines Dammbruch-Argumentes kann durchaus gerechtfertigt sein, wenn es hin­reichende Gründe gibt, anzunehmen, dass die beschriebenen Folgen sehr wahrscheinlich eintreten werden, oder sogar vom Gegner beabsichtigt sind.

Dies gilt insbesondere, wenn anzunehmen ist, dass der Gegner eine Form von Salami-Taktik verfolgt, also tat­sächlich auf ein Ziel hinarbeitet, welches zunächst nicht vermittelbar wäre.

Wie üblich reicht es aber auch hier natürlich nicht aus, eben dieses dem Gegner zu unterstellen, sondern es muss entsprechend belegt werden.

Weitere Beispiele

Drogenkarriere

Marihuana ist eine Einstiegsdroge. Wer am Heroin hängt, hat immer zuerst mit solchen „weichen“ Drogen angefangen – du willst doch sicher nicht irgend­wann mit einer Spritze im Arm tot auf einer Bahn­hofs­toi­lette ge­funden werden?

In der Tat haben wohl fast alle Drogen­süchtigen, die „harte“ Drogen wie Heroin nehmen, mit so­ge­nannten „weichen“ (wie Marihuana) ange­fangen. Um­ge­kehrt sind aber bei weitem nicht alle, die „weiche“ Drogen kon­sum­iert haben auch irgend­wann bei den „harten“ gelandet (Affirmation der Konsequenz). Es gibt also offen­sicht­lich keinen Auto­mat­is­mus, der zwing­end von Mari­huana zu Heroin führt.

Die Aussage enthält auch eine Form von „Appell an Emo­tionen“ in Form einer Sug­gest­iv­frage. Wenn außer dem ge­nannten log­ischen Fehl­schluss keine weiteren Argumente diese sehr emo­tionale Aus­drucks­weise unter­stützen, auch ein­deutig in Form eines Argu­menta­tions­fehlers.

Da in der Aussage sug­geriert wird, der Ge­brauch von Mari­huana sei notwendigerweise der Beginn einer Drogen­karriere, die zu Heroin und schließ­lich zum Tod führt, ohne dass sich dies be­legen lässt, handelt es sich um eine Form von Damm­bruch­argument.

Siehe auch

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