Existenzsatz
Eine Form von kategorischer Aussage, welche die Existenz eines Elementes in einer Menge mit bestimmten Eigenschaften beschreibt.
Zum Beispiel:
Es existieren Hunde, die genau drei Beine haben.
Ein negativer Existenzsatz sagt aus, dass es Objekte gibt, auf welche die Beschreibung nicht zutrifft.
Zum Beispiel:
Es existieren Hunde, die nicht genau drei Beine haben.
Andere Namen
- Existenzaussage
- Partikuläraussage
Beschreibung
Ein positiver Existenzsatz ist eine Aussage, die für wenigstens ein Element einer Gesamtmenge wahr ist.
Einige S sind P.
Oder als Formel dargestellt:
∃ 𝑠 ∈ 𝕊 : P
(es existiert [mindestens] ein s in der Menge 𝕊, für welches P gilt)
Ein negativer Existenzsatz beschreibt den Fall, dass das Merkmal nicht zutrifft:
∃ 𝑠 ∈ 𝕊 : ¬P
(es existiert [mindestens] ein s in der Menge 𝕊, für welches nicht-P gilt)
Andere Umschreibungen
Existenzsätze können auf verschiedene Arten umschrieben werden, die aus logischer Sicht alle gleichwertig sind, jedoch jeweils unterschiedliche Aspekte solcher Aussagen in den Vordergrund rücken:
- „Es existieren S, die P [sind].“
- „Es existiert mindestens ein S, welches P [ist].“
- „Einige S sind P.“
Dazu gehören auch Sätze, die auf den ersten Blick wie Allsätze aussehen können:
- „Nicht alle S sind P” = „Einige S sind nicht P.“
Diese unterschiedlichen Formulierungen werden hier auf dieser Site je nach Kontext unterschiedslos verwendet.
Ungeeignete Umschreibungen
Die folgende Umschreibung sollte vermieden werden, da sie mehrdeutig ist und sowohl als Existenz-, als auch als Allsatz verstanden werden kann:
- „
S sind P“
Existenzvoraussetzung
Anders als beim Allsatz gilt bei Existenzsätzen die Voraussetzung, dass die Begriffsmenge nicht leer sein darf.
Dieser Umstand kann verdeutlicht werden, indem eine Umschreibung wie: „es existieren S, welche P“ verwendet wird. Die Voraussetzung besteht aber in jedem Fall, unabhängig von der Umschreibung.
Im Prinzip gilt, dass sich sowohl bei positiven wie auch bei negativen Existenzsätzen nur das Subjekt auf eine nicht-leere Menge beziehen muss. Allerdings ergibt sich aus der positiven Form („es existieren S, die P sind“), dass auch das Prädikat nicht leer sein kann. Bei negativen Existenzsätzen ist dies nicht der Fall.
In beiden Fällen führt dies dazu, dass bei der Ableitung von Existenz- aus Allsätzen zunächst bewiesen werden muss, dass es wenigstens ein Element der Begriffsmenge gibt. Solche Nebenbedingungen sind z.B. bei einigen Syllogismen wie dem Modus Barbari oder Darapti nötig.
Verteilung
In positiven Existenzsätzen sind weder Subjekt noch Prädikat verteilt, d.h. sie können grundsätzlich nicht auf eine Untermenge der jeweiligen Begriffsmenge angewandt werden.
Bei negativen Existenzsätzen ist das Prädikat verteilt.
Verifizierung und Falsifizierung
Um einen Existenzsatz zu verifizieren, genügt es, ein einziges Beispiel zu finden, auf welches die Aussage zutrifft.
Um also die Existenz von dreibeinigen Hunden zu beweisen, genügt es, einen einzigen davon zu finden. Ebenso genügt es einen einzigen nicht-dreibeinigen zu finden, um den entsprechenden negativen Existenzsatz zu belegen.
Zur Falsifizierung dagegen müsste man, um zu belegen, dass die Aussage nie zutrifft, im schlimmsten Fall jedes einzelne Element der Begriffsmenge untersuchen. Dies kann, je nach Gegenstand der Aussage schwierig bis unmöglich sein.
Im besten Fall hat man eine überschaubare Begriffsmenge, bei der nur eine begrenzte Zahl von Elementen zu betrachten ist. Zum Beispiel könnte eine Aussage wie: „wenigstens eines meiner Kinder hat rote Haare“ leicht widerlegt (oder verifiziert) werden, wenn diese alle bekannt sind.
Ein Sonderfall hiervon ist die leere Begriffsmenge, also wenn die Zahl der Elemente, auf welche sich die Aussage bezieht gleich 0
ist. In diesem Fall kann ein Existenzsatz schon grundsätzlich nicht wahr sein.
Bezeichner
Sowohl in der Logik als auch in der Mathematik wird gewöhnlich das Symbol ∃
für Existenzaussagen benutzt. Dies wird ausgesprochen als „es existiert …“. Zum Beispiel:
∃ 𝑛 ∈ ℕ : 𝑛² = 25
(es existiert eine Zahl 𝑛 in der Menge der natürlichem Zahlen, für die gilt: 𝑛² ist gleich 25)
Beim negativen Existenzsatz benutzt man entweder ein ¬
oder ein anderes Symbol, welches Negation oder Ungleichheit ausdrückt, z.B.:
∃ 𝑛 ∈ ℕ : 𝑛² ≠ 11
(es existiert eine Zahl 𝑛 in der Menge der natürlichem Zahlen, für die gilt: 𝑛² ist nicht gleich 11)
In manchen Kontexten wird auch das Symbol ∄
für negative Existenzsätze gebraucht. Hiervon wird hier abgeraten, da dieses Zeichen auch für negative Allsätze benutzt wird.
Siehe auch
Weitere Informationen
- Existenzaussage auf Wikipedia