Verteilung (Logik)
Beschreibt die Eigenschaft eines Begriffes in einer logischen Aussage, sich auch auf einen beliebigen Teil der Aussagemenge beziehen zu können.
Konzept
Das Konzept der „Verteilung“ lässt sich vermutlich am besten anhand des folgenden Beispieles erklären:
Alle Katzen sind Säugetiere.
Wenn man diese Aussage isoliert betrachtet – also ohne weiteres (externes) Wissen über Katzen und Säugetiere in Betracht zu ziehen – erfahren wir sehr viel mehr über Katzen, als über Säugetiere: So können wir alleine aus dieser Aussage schließen, dass zum Beispiel auch alle Langhaarkatzen Säugetiere sind, ebenso wie alle Siamkatzen, Katzen in unserem Stadtviertel – ebenso wie auch Großmutters Kater. Dies gilt, eben weil alle Katzen Säugetiere sind.
Dieses Prinzip, dass sich eine Allaussage auf jede Teilmenge der Aussagemenge übertragen lässt, ist unter dem lateinischen Namen „dictum de omni et nullo“ bekannt.
Dagegen erfahren wir über Säugetiere nur, dass einige davon Katzen sind (und selbst hierfür müsste man zunächst einen möglichen Fehler der leeren Begriffsmenge ausschließen). Alleine aus dieser Aussage lässt sich aber nichts über andere Teilmengen der Säugetiere schließen, etwa über Nagetiere oder Beutelsäuger.
Anders gesagt: zwar können wir ableiten: “Großmutters Kater ist ein Säugetier“, aber nicht: „Alle Katzen sind Beutelsäuger“.
Diese Eigenschaft von Begriffen, sich auch auf alle Untergruppen und Objekte der Aussagemenge zu beziehen, bezeichnet man als „Verteilung“ (auch: „Distribution“) eines Begriffes. In dem Beispiel ist also „Katzen“ verteilt, während „Säugetiere“ nicht verteilt ist. Die für die verschiedenen kategorischen Aussageformen gültigen Verteilungsregeln lassen sich aus der folgenden Tabelle ablesen:
Aussage | Subjekt | Prädikat |
---|---|---|
Alle S sind P | verteilt | unverteilt |
Kein S ist P | verteilt | verteilt |
Einige S sind P | unverteilt | unverteilt |
Einige S sind nicht P | unverteilt | verteilt |
Hieraus ergeben sich eine ganze Reihe von möglichen Fehlern (Verteilungsfehler), die auch schon seit der Antike, spezifisch für Syllogismen beschrieben wurden.
Diese Fehler sind grundsätzlich auch für andere Formen von Schlussfolgerungen relevant, aber sie lassen sich wohl am einfachsten anhand von Syllogismen erklären:
Verteilungsfehler
Die offensichtliche Erkenntnis hier ist, dass man aus einer Aussage, die sich auf nur einen Teil der Begriffsmenge bezieht (die also unverteilt ist), kein Schluss ziehen lässt der sich auf die gesamte Begriffsmenge bezieht (ein verteilter Schluss).
Zur Erklärung bieten sich Syllogsmen an, eine einfache logische Form, bei der zwei sogenannte „kategorische Aussagen“ (siehe Tabelle oben) zu einer dritten, neuen Aussage verknüpft werden.
Unverteilter Schlussbegriff
Offensichtlich stimmt etwas nicht mit dem folgenden Syllogismus:
Alle Katzen sind Säugetiere.
Alle Säugetiere sind Lebewesen.
Daraus folgt: Alle Lebewesen sind Katzen.
Obwohl die beiden Prämissen zweifellos wahr sind, ist der daraus gezogene Schluss ebenso zweifellos falsch. Was ist hier schief gegangen?
Der Begriff „Lebewesen“ wird in der zweiten Prämisse (dem „Untersatz“) eingeführt und steht dort in einer unverteilten Position, d.h. er bezieht sich hier nicht auf alle Lebewesen, sondern nur auf einen Teil davon (nämlich den der Säugetiere).
Im Schlussatz dagegen steht dieser Begriff an einer verteilten Stelle, bezieht sich damit also auf alle Lebewesen. Es wird folglich versucht, von einer Aussage über einen Teil aller Lebewesen, auf eine Aussage über alle Lebewesen zu schließen.
In diesem Beispiel geht dies offensichtlich schief. In anderen Fällen kann das bei weitem nicht so leicht erkennbar sein. Dies gilt insbesondere, wenn es um eher abstrakte Begriffe geht, oder solche, bei denen die Begriffsmenge (Extension) nicht so leicht erkennbar ist.
Für Schlussbegriffe – also die Begriffe in einem Syllogismus, die auch im Schlusssatz vorkommen (auch Ober- und Unterbegriff genannt) gilt die folgende Regel:
Ein Begriff, der im Schlusssatz verteilt ist, muss auch schon in der Prämisse verteilt sein.
Unverteilter Mittelbegriff
Ähnlich beim folgenden Schluss:
Einige Tiere sind Katzen.
Alle Hunde sind Tiere.
Daraus folgt: Alle Hunde sind Katzen.
In diesem Beispiel ist der Begriff „Tiere“ der sogenannte „Mittelbegriff“, der die beiden Prämissen miteinander verknüpfen soll. Allerdings ist er in beiden Prämissen in einer unverteilten Position, d.h. dass er sich jeweils nur auf Teilmengen der Begriffsmenge (hier: „Tiere“) bezieht (nämlich die der Katzen bzw. Hunde).
Wie das Beispiel auch zeigt, ist es so möglich, dass sich dieser Begriff nicht auf dieselbe Menge bezieht und damit die beiden Prämissen nicht verbinden kann. Damit ein solcher Schluss möglich ist, muss der Begriff in zumindest einer der beiden Aussagen an einer verteilten Position stehen.
Um Aussagen miteinander zu verknüpfen, muss der Begriff, durch den sie verbunden werden, mindestens in einer der Aussagen verteilt sein.