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Emergenz

Eigenschaften von Gruppen oder Sys­te­men, die nicht in den Be­stand­teilen an­ge­legt sind, son­dern erst in der Ge­samt­heit er­kenn­bar werden.

Konzept

Auch hier bietet es sich an, das Kon­zept der Emer­genz an­hand eines Bei­spiels zu erklären:

Die Blumen auf dieser Wiese haben alle Farben des Regen­bogens.
Also muss auch eine ein­zelne Blume von dieser Wiese alle Regen­bogen­farben haben.

Offensicht­lich ist die Eigen­schaft „Viel­farbig­keit“ etwas, was hier (wahr­schein­lich) erst da­durch zu­stande kommt, dass eine Viel­zahl von Blumen in ver­schied­enen Farben zu­sam­men ge­bracht wird. Diese Ei­gen­schaft kann, muss aber nicht in den ein­zelnen Blu­men an­ge­legt sein.

Fehlschlüsse

Trugschluss der Division

Die ersten Konzepte von kleinsten, un­teil­baren Teil­chen, die später als „Atome“ (vom altgriechischen a-tomos [ἄ-το­μος]: „nicht-teil­bar“) be­zeich­net wurden, ent­standen um das 4. oder 5. Jahr­hund­ert v. Chr. in Grie­chen­land.

Ein früher Vor­läufer unseres modernen Kon­zeptes von Atomen ist das der „Homöo­me­ri­en“, welches ver­mut­lich auf dem Philo­sophen Ana­xa­go­ras, einem Zeit­genos­sen So­kra­tes’, zu­rück geht. Dieses Kon­zept be­in­haltet aller­dings auch die Idee, dass diese kleinsten Teil­chen be­reits alle Eigen­schaften des Ma­ter­i­als ent­hielten, welches sie bilden: Dem­nach wäre Wasser-„Atome“ nass, die von Eisen hart und die der Wolle flauschig.

Aus heutiger Sicht – mit einem besseren Ver­ständ­nis von Mole­külen und Ma­ter­i­al­ei­gen­schaften – ist es nicht schwer, den zu­grunde lie­gen­den Denk­fehler zu er­kennen: diese Ei­gen­schaften ent­stehen erst durch ein Zu­sammen­wirken von sehr vielen Atomen, oder in manchen Fällen sogar erst durch das Zu­sammen­spiel ver­schiedener Ma­ter­i­alien.

Diese Form von Fehl­schluss von Eigen­schaften des Ge­samten auf die der Be­stand­teile ist auch als Trug­schluss der Divi­sion be­kannt. In Anlehnung an Ana­xa­go­ras’ Denk­fehler wird er aber auch manch­mal als „Homöo­me­rie“ bezeichnet.

Dieser Trug­schluss der Division ist eng mit den hier auf anderen Seiten er­läu­ter­ten mereo­logischen und öko­logischen Fehl­schlüssen ver­wandt. Die Unter­schiede sind oft subtil, und in vielen Fällen auch gar nicht wirklich rele­vant. Das wich­tig­ste Merk­mal, um einen Trug­schluss der Division von den anderen Formen zu unter­scheiden, ist dabei, dass dieser sich spe­zi­fisch auf den As­pekt der Emer­genz be­zieht.

Trugschluss der Komposition

Daraus ergibt sich auch, dass um­ge­kehrt Eigen­schaften, welche in Be­stand­teilen oder Unter­mengen vor­handen sind, durch die Kom­bi­na­tion ver­schwinden oder sich zu­mindest ver­än­dern können.

Man könnte hierfür das Bei­spiel in der Ein­leitung aus der um­ge­kehrten Per­spek­tive be­trachten:

Jede Blume auf dieser Wiese ist ein­farbig.
Also muss auch die Wiese als ganzes ein­farbig sein.

Offen­sicht­lich ist das nicht der Fall, wenn jede Blume in einer anderen Farbe „ein­farbig“ ist.

Ein anderes Bei­spiel wäre auch wieder Eigen­schaften von Atomen. Diese ge­hören zu den un­be­lebten Dingen der natür­lichen Welt. Ob­wohl nun aber alle Lebe­wesen aus­schließ­lich aus Atomen zu­sam­men­ge­setzt sind, haben diese eine neue, emergente Eigen­schaft, näm­lich die, lebendig zu sein

In diesem Fall ent­steht diese neue Eigen­schaft aber nicht „auto­mat­isch“, wenn die Atome beliebig zu­sam­men­ge­worfen werden, sond­ern nur, wenn sie auf eine ganz be­stimmte Weise zu einem „Sys­tem“ ver­bunden sind. Mit solchen Sys­temen be­fasst sich eine eigene wis­sen­schaft­liche Dis­zi­plin, genannt die Mereo­logie.

Über diese Seite

Teil und Ganzes auf Denkfehler Online Diese Seite kommt von der Lernmaterialien-Sammlung auf Denkfehler Online, einem Projekt, die wichtigsten Denk- und Schlussfehler systematisch zu dokumentieren und verständlich zu erklären. Dabei geht es hier vor allem darum, einen verständlichen Einstieg in verschiedene Themenbereiche zu bieten.

Diese Seite ist Teil des Kapitels Teil und Ganzes. Weitere Artikel in diesem Themenbereich behandeln die Themen Verteilung, Emergenz, Mereologie und Verallgemeinerung.

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