Popularitätsargument
Eine Variation des Argumentes durch Verweis auf eine falsche Autorität, wobei die „Autorität“ in diesem Fall eine (wahre oder vermeintliche) Mehrheit der Bevölkerung oder zumindest große Menge an Personen ist.
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Andere Namen
- Argumentum ad populum
- Argumentum ad consensus gentium
- Appeal to common belief
- Bandwagon fallacy
- Vox populi
Beschreibung
Bei diesem Relevanzfehler wird anstelle eines sachlichen Argumentes für eine Behauptung, die Popularität als Beleg für die Richtigkeit dieser Position herangezogen. Die Bevölkerung dient somit als falsche Autorität, die eine Position unterstützen soll.
Dies ist insbesondere problematisch, wenn es Fragen betrifft, die nicht durch eine populäre Entscheidung geklärt werden können, da sie Fakten betreffen, die nicht von den Meinungen oder Glaubenssätzen einer Mehrheit abhängen
Man kann ein solches Argument auch als eine Form von Verklärungsargument verstehen, insoweit als hiermit die populäre Meinung als relevant verklärt wird, ohne dass dabei belegt wird, dass sie es in dem spezifischen Fall auch tatsächlich ist.
Einschränkungen
Nicht jeder Verweis auf die Mehrheitsmeinung oder auch nur auf eine Vielzahl von Menschen ist ein ungültiges Argument. Es gibt zahlreiche Fälle, in denen so ein Argument gerechtfertigt ist. Die folgenden Beispiele zeigen nur eine Auswahl an Möglichkeiten. In jedem Fall muss aber deutlich gemacht werden, warum der Verweis auf die populäre Meinung im jeweiligen spezifischen Fall ein treffendes Argument ist:
Entscheidungsgewalt der Bevölkerung
In einer Demokratie hat die Bevölkerung bestimmte Entscheidungsbefugnisse – nicht zuletzt die darüber, wer die Regierung bilden soll – entsprechend sind diese populären Entscheidungen (Wahlen) relevante Entscheidungen.
Auch wenn der Bevölkerung in einer repräsentativen Demokratie keine direkte Entscheidungsgewalt über einzelne Fragen zukommt, ist auch der Verweis auf die Bevölkerungsmeinung zu einer spezifischen Frage relevant, da die Repräsentanten (z.B. Parlamentsabgeordnete) ja die Interessen ihrer Wähler zu vertreten haben.
Voraussetzung hierfür ist aber natürlich, dass die Umfrage in der Tat repräsentativ und unverzerrt ist, und auch wirklich die Frage betrifft, welche zur Diskussion steht.
Schwarmintelligenz
Es gibt eine Reihe von Fragen, welche in der Tat durch kollektive Intelligenz (also eine Vielzahl von Personen, die zusammenarbeiten) gut oder sogar besser als von einem einzelnen gelöst werden können. Auch hier gilt, dass im jeweiligen Einzelfall erklärt werden muss, warum dies in dieser Frage der Fall sein soll.
Zumindest müsste hierfür nachgewiesen werden, dass der kollektive Beitrag positiv ist, also dass es mehr nützliche Beiträge (also solche, welche helfen, die Frage zu klären) gibt, also solche, die einen negativen Effekt haben (also von der korrekten Antwort wegführen). Insbesondere bei Fragen, bei denen in der befragten Gruppe eher geringes Wissen, oder womöglich sogar verbreitetes Fehlwissen (negatives Wissen) existiert, kann dies bereits ein Ausschlusskriterium sein.
Darüber hinaus muss der kollektive positive Beitrag den übersteigen, der durch spezifische Kenntnisse (etwa die eines Experten in dem jeweiligen Bereich) erzielt werden könnte. Ansonsten wäre es natürlich sinnvoller, einen (oder besser: mehrere!) Experten zu dem Thema zu befragen (für Einschränkungen, siehe Autoritätsargument).
Induktiver Gebrauch
Bei der logischen Induktion wird versucht, aus Beobachtungen ein allgemeingültiges Gesetz herzuleiten. Solche Beobachtungen können sich durchaus auf die Bevölkerung beziehen (ad populum) und sind trotzdem zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit gültig.
Eine repräsentative Umfrage hat ergeben, dass eine große Mehrheit der Befragten den Kaffee der Marke A gegenüber dem der Marke B bevorzugen.
Daher ist Kaffe der Marke A das bessere Produkt.
Ein solcher Schluss ist – unter der Voraussetzung, dass die Umfrage wirklich repräsentativ war und nicht durch andere Faktoren verzerrt wurde – durchaus zulässig. Nicht zuletzt, weil die Qualität eines Produktes wie Kaffee ja gerade dadurch definiert wird, dass er den Kunden schmecken muss.
Beispiele
Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung. Beispiele folgen.
Siehe auch
Weitere Informationen
- Argumentum ad populum auf Wikipedia
- Argumentum ad populum auf Philoclopedia
- Argumentum ad populum auf Wikipedia (Englisch)