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rhetorik:scheinargumente:konsequenzargument:hauptseite [22.09.23, 08:49:12] – [Antitheismus] sascha | rhetorik:scheinargumente:konsequenzargument:hauptseite [09.06.24, 15:15:12] (aktuell) – [Antitheismus] sascha |
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====== Konsequenzargument ====== | ====== Konsequenzargument ====== |
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Rhetorisches [[rhetorik:scheinargumente:hauptseite|Scheinargument]], bei dem anstatt sachliche Gründe für die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Position vorzubringen, auf die Konsequenzen der Position verwiesen wird. | Rhetorisches [[rhetorik:scheinargumente:hauptseite|Scheinargument]], bei dem statt sachlicher Gründe für oder gegen eine Position auf die Konsequenzen verwiesen wird, die sich aus der gegnerischen Position ergeben würden. |
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Beispiel: | Beispiel: |
> B: <u questionable "Konsequenzargument">Wenn die Leute nicht mehr an Gott glauben, würde die Welt in Anarchie und Chaos versinken!</u> <s invalid "Ungültige Schlussfolgerung">Deswegen sollte man an Gott glauben!</s> | > B: <u questionable "Konsequenzargument">Wenn die Leute nicht mehr an Gott glauben, würde die Welt in Anarchie und Chaos versinken!</u> <s invalid "Ungültige Schlussfolgerung">Deswegen sollte man an Gott glauben!</s> |
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Offensichtlich hat die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, nichts damit zu tun, was Menschen vermeintlich tun würden, wenn diese Frage geklärt wäre. | Offensichtlich hat die Frage, was Menschen vermeintlich tun würden, wenn diese Frage auf die eine oder andere Weise geklärt wäre, nichts mit der zu tun, ob es einen Gott gibt oder nicht. |
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===== Andere Namen ===== | ===== Andere Namen ===== |
==== Antitheismus ==== | ==== Antitheismus ==== |
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Nicht nur zur Verteidigung des Glaubens werden //Konsequenzargumente// gebraucht. In die entgegengesetzte Richtung führt das Argument des [[wpde>Antitheismus|Antitheismus]]: Dieser Begriff bezeichnet eine philosophische Position, nach der die Auswirkungen von Glaube und Religion auf die Gesellschaft und das Individuum als //in der Summe negativ// angesehen und daher abgelehnt werden. | Nicht nur zur Verteidigung des Glaubens werden //Konsequenzargumente// gebraucht. In die entgegengesetzte Richtung führt z.B. das Argument des //Antitheismus//. |
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**Hinweis:** Der Begriff „Antitheismus“ kann so misverstanden werden, dass dieser eine Zurückweisung von //theistischen// Positionen implizierte. Dies ist jedoch ausdrücklich //nicht// der Fall: Man kann durchaus an die Existenz Gottes glauben und gleichzeitig der Überzeugung sein, dass (organisierte) Religion einen schädlichen Einfluss auf die Gesellschaft hat. Daraus folgt, dass //antitheistische// Positionen //nicht notwendigerweise// auch //atheistisch// sind. Trotzdem kann man wohl davon ausgehen, dass die weitaus meisten Anhänger des //Anti// theismus auch gleichzeitig Atheisten sind. | **Hinweis:** Der Begriff „Antitheismus“ wird nicht einheitlich gebraucht und kann je nach Kontext sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. In diesem Zusammenhang hier wird er als „die Ablehnung von (organisierter) Religion“ verstanden. Es handelt sich damit also um eine Form von //antireligiöser// Weltanschauung. Diese Position wird meist damit begründet, dass der Einfluss von (organisierter) Religion auf die Gesellschaft als //insgesamt negativ// angesehen wird. |
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Die Frage, welche Auswirkungen Glauben und Religion insgesamt oder im Detail tatsächlich auf die Gesellschaft hat, ist recht komplex und liegt schon thematisch außerhalb dessen, was im Rahmen dieser Website geklärt werden könnte. Als Position im gesellschaftlichen Diskurs ist sie aber auf jeden Fall zumindest //diskussionswürdig//. Wenigstens in dieser vereinfachten Form enthält sie soweit auch keine offensichtlichen Denkfehler. | Dies ist deutlich zu unterscheiden von der Position des //Atheismus//, also der Position, dass es keinen Gott oder Götter und auch keine damit vergleichbaren Wesenheiten gibt. |
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| Diese beiden Konzepte sind auch voneinander unabhängig: Man kann also sowohl an Gott glauben, aber organisierte Religion ablehnen, als auch Atheist sein und gleichzeitig eine postitive Haltung gegenüber organisierter Religion einnehmen. Dennoch dürften die meisten //Antitheisten// wohl auch gleichzeitig //Atheisten// sein. |
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| Die Frage, welche Auswirkungen Glaube und Religion insgesamt oder im Detail tatsächlich auf die Gesellschaft hat, ist recht komplex und liegt schon thematisch außerhalb dessen, was im Rahmen dieser Website geklärt werden könnte. Als Position im gesellschaftlichen Diskurs ist sie aber auf jeden Fall zumindest //diskussionswürdig//. Wenigstens in dieser einfachen Form enthält sie so weit auch keine offensichtlichen Denkfehler. |
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Dies ändert sich, wenn man den //antitheistischen// Standpunkt als ein //[[wpde>Atheismus|atheistisches]]// Argument versteht, also etwa als eine Aussage wie die folgende: | Dies ändert sich, wenn man den //antitheistischen// Standpunkt als ein //[[wpde>Atheismus|atheistisches]]// Argument versteht, also etwa als eine Aussage wie die folgende: |
> Man kann niemanden für eine Handlung zur Rechenschaft ziehen, über die er überhaupt keine Entscheidungsgewalt hatte. | > Man kann niemanden für eine Handlung zur Rechenschaft ziehen, über die er überhaupt keine Entscheidungsgewalt hatte. |
> Wenn es keinen freien Willen gibt, sind //alle// Handlungen vorherbestimmt, auch Verbrechen wie Mord und Totschlag. | > Wenn es keinen freien Willen gibt, sind //alle// Handlungen vorherbestimmt, auch Verbrechen wie Mord und Totschlag. |
> Aufgrund dieser Argumentation könnte man Verbrecher folglich nicht mehr bestrafen, da sie diese Handlungen nicht aus freiem Willen begangen haben. | > Nach dieser Argumentation könnte man Verbrecher folglich nicht mehr bestrafen, da sie diese Handlungen nicht aus freiem Willen begangen haben. |
> <s invalid>Daher ist die Position, es gäbe keinen freien Willen, abzulehnen.</s> | > <s invalid>Daher ist die Position, es gäbe keinen freien Willen, abzulehnen.</s> |
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In der Tat wäre es moralisch kaum zu vertreten, Menschen für ihre Taten zu bestrafen, wenn man davon ausgeht, dass diese ohne freien Willen handelten – und welche Folgen es für die Gesellschaft hätte, wenn Verbrecher nicht mehr mit Bestrafung rechnen müssten, kann man sich auch leicht ausmalen. Die Frage, ob Willensfreiheit nun existiert oder nicht, beantwortet dies jedoch ausdrücklich nicht. | In der Tat wäre es moralisch kaum zu vertreten, Menschen für Missetaten zu //bestrafen//, wenn man davon ausgeht, dass diese ohne freien Willen handelten. Aber eine Antwort auf die Frage, ob Willensfreiheit nun existiert oder nicht, ist dies nicht. |
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| Man kann das Spiel noch weiter treiben und fragen, welche //Konsequenzen// es für die Gesellschaft hätte, wenn Verbrecher nicht mehr mit Bestrafung rechnen müssten, da sie ihre Taten ja vermeintlich nicht aus freiem Willen begangen haben. Aber auch dies beantwortet nicht die //eigentliche// Frage, nämlich ob es einen freien Willen gibt. |
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