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rhetorik:scheinargumente:konsequenzargument:hauptseite [10.04.23, 14:22:25] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1rhetorik:scheinargumente:konsequenzargument:hauptseite [09.06.24, 15:15:12] (aktuell) – [Antitheismus] sascha
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 ====== Konsequenzargument ====== ====== Konsequenzargument ======
  
-Rhetorisches [[rhetorik:scheinargumente:hauptseite|Scheinargument]], bei dem anstatt sach­liche Gründe für die Richtig­keit oder Un­richtig­keit einer Posi­tion vor­zu­bringen, auf die Kon­se­quenzen der Posi­tion ver­wiesen wird.+Rhetorisches [[rhetorik:scheinargumente:hauptseite|Scheinargument]], bei dem statt sachlicher Gründe für oder gegen eine Position auf die Konsequenzen verwiesen wird, die sich aus der gegnerischen Position ergeben würden
  
 Beispiel: Beispiel:
  
 > A: Es gibt keinen Beweis für die Existenz Gottes. > A: Es gibt keinen Beweis für die Existenz Gottes.
-> B: <u questionable "Konsequenzargument">Wenn die Leute nicht mehr an Gott glauben, würde die Welt in Anarchie und Chaos ver­sinken!</u> <s invalid "Ungültige Schlussfolgerung">Des­wegen sollte man an Gott glauben!</s>+> B: <u questionable "Konsequenzargument">Wenn die Leute nicht mehr an Gott glauben, würde die Welt in Anarchie und Chaos versinken!</u> <s invalid "Ungültige Schlussfolgerung">Deswegen sollte man an Gott glauben!</s>
  
-Offen­sicht­lich hat die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, nichts damit zu tun, was Menschen ver­meint­lich tun würden, wenn diese Frage ge­klärt wäre. +Offensichtlich hat die Frage, was Menschen vermeintlich tun würden, wenn diese Frage auf die eine oder andere Weise geklärt wäre, nichts mit der zu tun, ob es einen Gott gibt oder nicht
  
 ===== Andere Namen ===== ===== Andere Namen =====
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 ===== Beschreibung ===== ===== Beschreibung =====
  
-Die Frage, ob eine bestimmte Aus­sage //wahr// oder //falsch// ist, hat in vielen Fällen nichts damit zu tun, ob die Ant­wort auf diese Frage zu er­wünschten oder un­er­wünschten Aus­wirk­ungen führen könnte.+Die Frage, ob eine bestimmte Aussage //wahr// oder //falsch// ist, hat in vielen Fällen nichts damit zu tun, ob die Antwort auf diese Frage zu erwünschten oder unerwünschten Auswirkungen führen könnte.
  
-So wie in dem Bei­spiel oben von der eigent­lichen Frage [[rhetorik:ablenkungsmanoever:hauptseite|ab­ge­lenkt]] wird, in­dem auf die //Kon­se­quenzen// ver­wiesen wird, an­statt dass ein Be­weis für die eigent­liche Frage (hier: „ex­is­tiert Gott?“) vor­gelegt wird.+So wie in dem Beispiel oben von der eigentlichen Frage [[rhetorik:ablenkungsmanoever:hauptseite|abgelenkt]] wird, indem auf die //Konsequenzen// verwiesen wird, anstatt dass ein Beweis für die eigentliche Frage (hier: „existiert Gott?“) vorgelegt wird.
  
 ==== Einschränkungen ==== ==== Einschränkungen ====
  
-Die Konse­quenzen einer Posi­tion sind genau dann rele­vant, wenn die Kon­se­quenzen tat­säch­lich das Thema der Dis­kus­sion sind.+Die Konsequenzen einer Position sind genau dann relevant, wenn die Konsequenzen tatsächlich das Thema der Diskussion sind.
  
 So wie zum Beispiel hier: So wie zum Beispiel hier:
  
-> — Wir sollten Tempo 30 in der Stadt einführen, dann gibt es weniger tödliche Unfälle im Straßen­verkehr+> — Wir sollten Tempo 30 in der Stadt einführen, dann gibt es weniger tödliche Unfälle im Straßenverkehr
-> — <u questionable>So ein Tempo­limit führt doch nur dazu, dass mehr Auto­fahrer gegen die Verkehrs­regeln verstoßen.</u>+> — <u questionable>So ein Tempolimit führt doch nur dazu, dass mehr Autofahrer gegen die Verkehrsregeln verstoßen.</u>
  
-Der Zweck des Tempo­limits wäre ja genau, dass dieses //Kon­se­quenzen// für den Ver­kehr hat. Der Ein­wand, dass dieses auch //nega­tive// Kon­se­quenzen hätte, mag zwar in diesem Bei­spiel weit her­ge­holt sein, aber es ist zu­min­dest kein (un­gült­iges) //Kon­se­quenz­argument//.+Der Zweck des Tempolimits wäre ja genau, dass dieses //Konsequenzen// für den Verkehr hat. Der Einwand, dass dieses auch //negative// Konsequenzen hätte, mag zwar in diesem Beispiel weit hergeholt sein, aber es ist zumindest kein (ungültiges) //Konsequenzargument//.
  
 ===== Beispiele ===== ===== Beispiele =====
 ==== Antitheismus ==== ==== Antitheismus ====
  
-Nicht nur zur Ver­teid­ig­ung des Glaub­ens werden //Kon­se­quenz­ar­gu­mente// ge­braucht. In die ent­ge­gen­ge­setzte Richt­ung führt das Ar­gu­ment des [[wpde>Antitheismus|Anti­the­is­mus]]: Mit diesem Be­griff be­zeich­net man eine philo­soph­ische Posi­tion, nach der die Aus­wirk­ungen von Glauben und Reli­gion auf die Ge­sell­schaft und den Ein­zel­nen als in der Summe //nega­tiv// an­ge­sehen und diese da­her ab­ge­lehnt werden.+Nicht nur zur Verteidigung des Glaubens werden //Konsequenzargumente// gebraucht. In die entgegengesetzte Richtung führt z.B. das Argument des //Antitheismus//.
  
-Die Frage, welche Aus­wirk­ungen Glauben und Re­li­gion ins­ge­samt oder im De­tail tat­säch­lich auf die Ge­sell­schaft hat, ist recht kom­plex und liegt schon the­mat­isch auß­er­halb des­sen, was im Rahmen dieser Web­site ge­klärt werden könnteAls Posi­tion im ge­sell­schaft­lichen Dis­kurs ist sie aber auf jeden Fall zu­mind­est //dis­kus­sions­würdig//. Wenigs­tens in dieser ver­ein­fachten Form ent­hält sie so­weit auch keine offen­sicht­lichen Denk­fehler.+<div info> 
 +**Hinweis:** Der Begriff „Antitheismus“ wird nicht einheitlich gebraucht und kann je nach Kontext sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. In diesem Zusammenhang hier wird er als „die Ablehnung von (organisierter) Religion“ verstandenEs handelt sich damit also um eine Form von //antireligiöser// WeltanschauungDiese Position wird meist damit begründet, dass der Einfluss von (organisierter) Religion auf die Gesellschaft als //insgesamt negativ// angesehen wird.
  
-Dies ändert sich, wenn man den //anti­the­ist­ischen// Stand­punkt als ein //[[wpde>Atheismus|athe­ist­isches]]// Ar­gu­ment versteht, also quasi als die folg­ende Aus­sage:+Dies ist deutlich zu unterscheiden von der Position des //Atheismus//, also der Position, dass es keinen Gott oder Götter und auch keine damit vergleichbaren Wesenheiten gibt. 
  
-> Die Aus­wirk­ungen von Glauben und Reli­gion auf die Ge­sell­schaft und den Ein­zel­nen sind in der Summe negativ. +Diese beiden Konzepte sind auch voneinander unabhängig: Man kann also sowohl an Gott glauben, aber organisierte Religion ablehnen, als auch Atheist sein und gleichzeitig eine postitive Haltung gegenüber organisierter Religion einnehmenDennoch dürften die meisten //Antitheisten// wohl auch gleichzeitig //Atheisten// sein. 
-> <s invalid "Unzulässiges Konsequenzargument">Daher sollte man nicht an [die Exis­tenz von] Gott glauben.</s>+</div>
  
-In diesem Zu­sam­men­hang hier ist das Problemdas in solch einem Schluss steckt, natür­lich leicht er­kenn­bar: aus (echten oder ver­meint­lichen) //Kon­se­quenzen// des Glaubens an Gott ent­steht keine Er­kennt­nis über dessen ExistenzDies gilt im posi­tiven (wie im Bei­spiel in der Ein­leit­ung) eben­so wie im nega­tiven (so wie hier).+Die Fragewelche Auswirkungen Glaube und Religion insgesamt oder im Detail tatsächlich auf die Gesellschaft hat, ist recht komplex und liegt schon thematisch außerhalb dessen, was im Rahmen dieser Website geklärt werden könnte. Als Position im gesellschaftlichen Diskurs ist sie aber auf jeden Fall zumindest //diskussionswürdig//. Wenigstens in dieser einfachen Form enthält sie so weit auch keine offensichtlichen Denkfehler.
  
-<aside info> +Dies ändert sichwenn man den //antitheistischen// Standpunkt als ein //[[wpde>Atheismus|atheistisches]]// Argument versteht, also etwa als eine Aussage wie die folgende:
-**Hinweis:** Der Begriff „Anti­the­is­mus“ legt nahedass diese Posi­tion eine Zu­rück­weis­ung von //the­ist­ischen// Posi­tionen be­in­halte. Dies ist aber aus den oben auf­ge­führten Gründen ge­rade nicht der Fall. Viel­mehr wäre eine //anti­the­ist­ische// Er­wider­ung auf ein //the­ist­isches// Ar­gu­ment eher eine Form von [[rhetorik:scheinargumente:strohmann_argument:hauptseite|Stroh­mann-Ar­gu­ment]]+
-</aside>+
  
-<aside info+Die Auswirkungen von Glauben und Religion auf die Gesellschaft und den Einzelnen sind in der Summe negativ. 
-**Hinweis 2:** Man kann durch­aus an die Exis­tenz Gottes glauben und gleich­zeitig der Über­zeug­ung seindass (organi­sierteReli­gion einen schäd­lichen Ein­fluss auf die Ge­sell­schaft hat. Daraus folgt, dass anti­the­ist­ische Posi­tionen //nicht not­wend­ig­er­weise// auch athe­ist­isch sind. Trotz­dem kann man wohl da­von aus­gehen, dass die weit­aus meisten An­hänger des //Anti// ­the­is­mus auch gleich­zeitig Athe­isten sind. +> <s invalid "Unzulässiges Konsequenzargument">Daher sollte man nicht an [die Existenz von] Gott glauben.</s> 
-</aside>+ 
 +In diesem Zusammenhang hier ist das Problemdas in solch einem Schluss steckt, natürlich leicht erkennbar: aus (echten oder vermeintlichen) //Konsequenzen// des Glaubens an Gott entsteht keine Erkenntnis über dessen Existenz. Dies gilt im positiven (wie im Beispiel in der Einleitung) ebenso wie im negativen (so wie hier).
  
 ==== Freier Wille ==== ==== Freier Wille ====
  
-Zum Konzept der [[wpde>Willensfreiheit|Willens­frei­heit]] gibt es in der Ge­schichte der Philo­sophie eine lange und oft kon­tro­vers ge­führte De­batte (siehe auch: <span maniculus "gehe zu:">[[wpde>Geschichte des Freien Willens|Ge­schichte des Freien Wil­lens]]</span>). Auch dieses Thema ist bei weitem zu kom­plex um es im Rahmen dieser Web­site ade­quat zu be­handeln. Wer sich dafür inter­ess­iert, findet auf den ver­linkten //Wiki­pedia//-Ar­ti­keln wei­tere In­for­ma­tionen.+Zum Konzept der [[wpde>Willensfreiheit|Willensfreiheit]] gibt es in der Geschichte der Philosophie eine lange und oft kontrovers geführte Debatte (siehe auch: <span maniculus "gehe zu:">[[wpde>Geschichte des Freien Willens|Geschichte des Freien Willens]]</span>). Auch dieses Thema ist bei weitem zu komplex um es im Rahmen dieser Website adequat zu behandeln. Wer sich dafür interessiert, findet auf den verlinkten //Wikipedia//-Artikeln weitere Informationen. 
 + 
 +Im Zusammenhang mit dem Thema dieses Artikels ist aber eine Argumentations- und wohl auch Denkweise interessant, die man in verschiedenen Varianten im Zusammenhang mit der Frage der Willensfreiheit oft zu hören bzw. lesen bekommt:
  
-Im Zu­sam­men­hang mit dem Thema dieses Ar­ti­kels ist aber eine Ar­gu­men­ta­tions- und wohl auch Denk­weise inter­es­sant, die man in ver­schied­enen Vari­anten im Zu­sam­men­hang mit der Frage der Wil­lens­frei­heit oft zu hören bzwlesen bekommt:+> Man kann niemanden für eine Handlung zur Rechenschaft ziehenüber die er überhaupt keine Entscheidungsgewalt hatte. 
 +> Wenn es keinen freien Willen gibt, sind //alle// Handlungen vorherbestimmt, auch Verbrechen wie Mord und Totschlag. 
 +> Nach dieser Argumentation könnte man Verbrecher folglich nicht mehr bestrafen, da sie diese Handlungen nicht aus freiem Willen begangen haben. 
 +> <s invalid>Daher ist die Position, es gäbe keinen freien Willen, abzulehnen.</s>
  
-> Man kann niemanden für eine Hand­lung zur Rechen­schaft ziehen, über die er über­haupt keine Ent­scheid­ungs­gewalt hatte. +In der Tat wäre es moralisch kaum zu vertretenMenschen für Missetaten zu //bestrafen//, wenn man davon ausgehtdass diese ohne freien Willen handeltenAber eine Antwort auf die Frageob Willensfreiheit nun existiert oder nichtist dies nicht.
-> Wenn es keinen freien Wil­len gibtsind //alle// Hand­lungen vor­her­be­stimmtauch Ver­brechen wie Mord und Tot­schlag. +
-> Aufgrund dieser Ar­gu­men­ta­tion könnte man Ver­brecher folg­lich nicht mehr be­strafenda sie diese Hand­lungen nicht aus freiem Wil­len be­gangen haben. +
-> <s invalid>Daher ist die Posi­tiones gäbe keinen freien Wil­lenab­zu­lehnen.</s>+
  
-In der Tat wäre es moral­isch kaum zu ver­tretenMen­schen für ihre Taten zu be­strafen, wenn man davon aus­geht, dass diese ohne freien Willen handelten – und welche Folgen es für die Ge­sell­schaft hätte, wenn Ver­brecher nicht mehr mit Be­straf­ung rechnen müssten, kann man sich auch leicht aus­malen. Die Frage, ob Willens­frei­heit nun exis­tiert oder nicht, be­ant­wortet dies je­doch aus­drück­lich nicht.+Man kann das Spiel noch weiter treiben und fragen, welche //Konsequenzen// es für die Gesellschaft hätte, wenn Verbrecher nicht mehr mit Bestrafung rechnen müssten, da sie ihre Taten ja vermeintlich nicht aus freiem Willen begangen haben. Aber auch dies beantwortet nicht die //eigentliche// Frage, nämlich ob es einen freien Willen gibt
  
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 ===== Siehe auch ===== ===== Siehe auch =====
  
 +  * [[rhetorik:unfaire_diskussionstaktiken:appell_an_emotionen:hauptseite|Appell an Emotionen]]
   * [[rhetorik:scheinargumente:dammbruch|Dammbruchargument]]   * [[rhetorik:scheinargumente:dammbruch|Dammbruchargument]]
   * [[relevanz:falsches_dilemma|Falsches Dilemma]]   * [[relevanz:falsches_dilemma|Falsches Dilemma]]
-  * <i :la>[[begriffe:ignoratio_elenchi|Ignoratio elenchi]]</i> 
-  * [[rhetorik:scheinargumente:strohmann_argument:hauptseite|Strohmann-Argument]] 
   * [[relevanz:wunschdenken:hauptseite|Wunschdenken]]   * [[relevanz:wunschdenken:hauptseite|Wunschdenken]]
  

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