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Ontologische Fehlannahme – Denkfehler Online

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Ontologische Fehlannahme

Die (falsche) Annahme, dass etwas existiert, weil es eine Bezeichnung dafür gibt, oder weil es vorstellbar ist, dass es so etwas geben könnte.

Zum Beispiel:

Es gibt das Wort „Einhorn“, das ein mythologische Wesen bezeichnet, welches bestimmte Eigenschaften hat.
Folglich gibt es auch „Einhörner“ mit diesen Eigenschaften.

Andere Namen

  • Ontological Fallacy

Beschreibung

Alleine die Tatsache, dass ein Begriff exis­tiert, ist kein hin­reich­ender Grund an­zu­nehmen, dass das durch den Be­griff be­schriebene Phä­no­men auch exist­iert.

Dies klingt einl­eucht­end, wenn man an Fabel­wesen (wie das o.g. Ein­horn) oder ähn­liches denkt, aber kann mit­unter sehr schwierig zu klären sein, wenn es um ab­strakte Be­griffe oder kom­plexe Impli­ka­tionen geht: ein Wort wie „Jugend­krimi­nali­tät“ im­pli­ziert z.B. dass damit ein Phä­no­men be­schrieben würde, welches ge­sondert von der all­ge­meinen Kri­mi­nali­tät zu be­trachten wäre – ob das wirk­lich ge­recht­fert­igt ist, hängt vom je­weil­igen Zu­sammen­hang ab. Es ein­fach vor­aus­zu­setzen, weil das Wort exist­iert, ist jeden­falls nicht ge­recht­fertigt.

Gerade im polit­ischen Dis­kurs werden Be­griffe oft ge­braucht, weil diese grif­fig und ein­präg­sam, oder ganz ein­fach schon weit ver­breitet sind, und nicht un­be­dingt, weil sie etwa be­sonders hilf­reich zum Ver­ständ­nis eines Sach­ver­haltes wären. Im Zweifels­fall ist es oft rat­sam zu­nächst ein­mal zu klären, in­wie­weit der je­weil­ige Be­griff wirk­lich im spe­zi­fi­schen Kon­text sinn­voll ist, oder ob er eher zur Ver­wirr­ung bei­trägt.

Aber auch im wissen­schaft­lichen Be­reich kann ein onto­log­ischer An­satz (also eine Be­schreib­ung von exist­ierenden Wört­ern), z.B. für ein Lexi­kon oder ein Glos­sar, andere Er­geb­nisse bringen, als ein phäno­meno­logi­scher (d.h. eine Be­schreib­ung der be­ob­acht­eten Phä­no­mene). Für beides gibt es aber sinn­volle An­wend­ungen – nur müssen die Vor- und Nach­teile des ver­wend­eten An­satzes je­weils ab­ge­wogen (und ge­gebenen­falls deut­lich ge­macht) werden.

In eigener Sache: Die hier be­schrieb­ene Prob­lem­atik ist auch eine Her­aus­forder­ung für dieses Pro­jekt. Es exist­ieren zahl­reiche Be­griffe, welche in die Themen­bereiche dieser Web­site passen würden, bei denen aber nicht klar ist, ob sie tat­säch­lich exist­ierende Phä­no­mene be­schreiben. Alleine die Tat­sache, dass ein Be­griff exist­iert ist daher nicht un­be­dingt ein guter Grund, ihn hier auch auf­zu­nehmen.

Dabei gilt selbst­ver­ständ­lich: die meisten Worte oder Be­griffe ver­weisen tat­säch­lich auf real exist­ierende Dinge oder Sach­verhalte. Gerade bei eher ab­strakten Be­griffen kann es aber den­noch sinn­voll sein, einmal zu hinter­fragen, ob der Begriff spe­zi­fisch in dem Kon­text in dem er ver­wendet wird, auch wirk­lich auf ein reales Phä­no­men ver­weist.

Beispiele

Ontologischer Gottesbeweis

Der ursprünglich von Anselm von Canterbury for­mu­lierte, sog. „onto­log­ische Gottes­beweis“ lässt sich in einer (stark ver­ein­fachten) Form etwa wie folgt aus­drücken:

Der Begriff „Gott“ bezeichnet etwas, was alle positiven Eigen­schaften vereint.
Zu existieren ist eine positive Eigen­schaft.
Daher existiert Gott.

Letztlich ist diese Form von Argu­men­ta­tion ein clever ver­schlei­erter Weg, zu post­u­lieren, dass alleine daraus, dass wir uns „Gott“ auf eine be­stimmte Weise vor­stellen können, folgen soll, dass ein solches Wesen exis­tiere. Dies ist aber kein Argu­ment, welches eine solche Posi­tion unter­stützt.

Hinweis: aus dem Obigen ergibt sich aller­dings auch kein Be­weis, der gegen die Exis­tenz Gottes spricht. Es folgt daraus alleine, dass der so­ge­nannte „onto­log­ische Gottes­beweis“ – zumindest in dieser Form – nicht als Beweis für die Exis­tenz taugt. Siehe hierzu: (Argu­mentum) ad Logicam.

Siehe auch

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