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Schuld durch Assoziation

Verschiedene Formen von persönlichen Angriffen (ad hominem) bei denen eine Person oder Gruppe ver­ächt­lich gemacht wird, indem sie un­gerecht­fertigt mit einer anderen, negativ angesehenen Person oder Gruppe in Verbindung gebracht (assoziiert) wird.

Beispiel:

Hitler war Vegetarier (und hat schlimme Verbrechen begangen).
Person A ist auch Vegetarier.
Folglich hat Person A ähnliche, verbrecherische Ansichten wie Hitler.

Offensichtlich gehört das Vegetariertum zu den Aspekten von Hitlers Charakter, die nicht allgemein als ver­brecherisch angesehen werden und es gibt auch keinen Grund, anzunehmen, dass es direkten Einfluss auf die von ihm und seinen Anhängern verübten Verbrechen hatte. Zu suggerieren, diese spezielle Gemeinsamkeit sei in irgendeiner Weise ein Hinweis auf eine Assoziation von A mit Nazis ist offenkundiger Unsinn (siehe auch Re­duc­tio ad Hitlerum).

Andere Namen

  • Guilt by Association

Beschreibung

Wenn eine solche Assoziation als Angriff auf die Person ausgerichtet ist, handelt es sich um einen ad hominem-Angriff, im besten Fall zumindest noch um ein (eher billiges) Ablenkungsmanöver.

Die Grundform jeder dieser Angriffe lautet:

X ist eine Eigenschaft von Y (und Y wird negativ angesehen).
Z hat auch die Eigenschaft X.
Daher ist Z wie Y (und sollte auch negativ angesehen werden).  

Schuld durch Assoziation, als Bezeichnung für einen (unfairen) rhetorischen Angriff sollte nicht mit dem Trugschluss der Assoziation verwechselt werden, welche als die zugrunde liegende kognitive Verzerrung verstanden werden kann.

Anwendung als Totschlagargument

Typisch für diesen Fehlschluss ist zwar, dass er gewöhnlich als persönlicher Angriff auf den Dis­kus­sions­gegner an­ge­wandt wird, es gibt aber auch Situa­tionen, in denen es als eine Form von „Tot­schlag­argument“ ver­meint­lich ad res ist, aber eben auf eine un­faire Weise.

X ist ein Argument, dass auch Y verwendet hat (und Y wird negativ angesehen).
Daher ist das Argument X falsch.  

Offensichtlich wird ein Argument jedoch nicht alleine dadurch un­gültig, dass es auch schon von je­mandem anderen vor­ge­bracht wurde, egal wie un­sym­path­isch, un­moral­isch oder sogar ver­brech­er­isch dieser oder diese Andere war oder ist.

Gerechtfertigte Verwendung

Es sind Situationen denkbar, in denen der Verweis auf die Assoziation mit einer Gruppe oder einer anderen Person ein sachlich gerechtfertigter Diskussionsbeitrag sein kann.

(1) Insbesondere ist das der Fall, wenn die angegriffene Person von sich aus als Vertreterin der ent­sprech­enden Gruppe auftritt. Dies wäre etwa erfüllt, wenn ein Minister sich für die Fehlleistungen der Regierung oder seiner Partei rechtfertigen muss, oder der Mannschaftskapitän für das schlechte Abschneiden der Fuß­ball­mann­schaft Rechenschaft ablegen muss.

Der Aspekt der freiwilligen Selbst-Assoziation schließt definitiv alle Gruppen aus, deren Mitgliedschaft man ohne eine echte Wahl zu haben zugewiesen bekommt – oder die man zumindest nicht ohne großen Aufwand verändern kann. Dazu gehören etwa Ethnie, Haut- oder Haarfarbe, Muttersprache(n), Religion, Nationalität, Geburtsort, Körpergröße, Behinderungen oder besondere Begabungen, etc.

(2) Im Weiteren ist eine Voraussetzung, dass die negativ assoziierte Gruppe (wenn es sich nicht schon um eine einzelne Person handelt) eng genug gefasst und klar definiert ist, um tatsächlich die negativen Aspekte zu fassen zu bekommen.

Mit Sicherheit kann man nicht jeden Christen für alle Verfehlungen der Christenheit verantwortliche machen – eben sowenig übrigens wie einzelne Muslime oder Juden für Dinge, die im Namen ihrer jeweiligen Religion ver­anstaltet wurden oder werden.

Hat sich dagegen eine spezielle Sekte oder Organisation besonders negativ aufgeführt, ist es dagegen ge­recht­fertigt, jeden, der sich selbst mit einer solchen Gruppe assoziiert, auch damit in Verbindung zu bringen.

Auf die Politik übertragen heiße das, dass etwa die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung oder radikalen Partei (egal welcher politischen Ausrichtung) eine gültige Grundlage für eine negative Assoziation bietet, während ein vager und weit gefasster Gruppenbegriff (etwa „die Rechten“/„die Linken“/„die Liberalen“) zu weit und zu unbestimmt ist.

In jedem Fall bleibt aber natürlich Grundvoraussetzung, dass das angesprochene Thema sachlich zum Diskussionsthema passt, und auf eine faire Weise vorgebracht wird.

Siehe auch

Weitere Informationen

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