Die (widersinnige) Behauptung, dass wenn wir eine Position akzeptieren, daraus zwangsweise weitere, wenig wünschenswerte Positionen folgen würden.
Beispiel:
Wenn wir die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern zulassen,folgt daraus zwangsweise, dass wir auch bald die Ehe zwischen Geschwistern, mit Tieren oder sogar mit Maschinen zulassen werden.
Dies ist ein Scheinargument, wenn von der diskutierten Position ausgehend, die behaupteten weiteren Positionen nicht notwendigerweise folgen.
Typisch für dieses Scheinargument ist die (oft implizite) Behauptung, würde man die gegnerische Position akzeptieren, folgen daraus zwangsläufig auch weitere, oft extrem negative, ander Positionen.
Im Kern ist so ein Argument ein vorgeblicher Kettenschluss, dem aber der Beweis dafür fehlt, dass es tatsächlich eine Schlusskette gibt, welche von dem Ausgangspunkt zum behaupteten Endergebnis führt.
Das „Dammbruchargument“ ist eine Form von Konsequenzargument, da eine Position aufgrund von (vermeintlichen) Konsequenzen, die sich aus ihr ergäben, angegriffen wird.
Es ist auch eng verwandt mit dem Kontinuumsirrtum, bei dem behauptet wird, es gäbe keinen Unterschied zwischen zwei (extremen) Positionen.
Ebenso hat es Aspekte des Strohmann-Argumentes, insofern als in beiden Fällen versucht wird, die Position des Gegners falsch darzustellen, um sie so leichter angreifen zu können oder sie gar ins Lächerliche zu ziehen.
In vielen Fällen handelt es sich dabei um eine Form von Ablenkungsmanöver, da es dazu dienen kann, die Diskussion vom eigentlichen Thema auf spekulative „Folgen“ umzuleiten.
Wird dem Gegner durch eine solche Argumentation direkt oder indirekt unterstellt, eine verdeckte Agenda zu haben und heimlich auf ein anderes Ziel hinzuarbeiten, kann es sich um eine Form von ad-hominem-Angriff handeln (siehe insbesondere Motivunterstellung).
Das andere Extrem – und damit Gegenstück zum Dammbruchargument – ist die sog. Salami-Taktik, die darin besteht in kleinen Schritten auf ein ansonsten schwer vermittelbares Ziel hinzuarbeiten.
Anstelle der Drohung mit einem negativen Endergebnis kann auch das (nicht erfüllbare) Versprechen eines positiven Ausganges eine Form von Dammbruchargument sein.
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Solche und ähnliche Behauptungen werden häufig in der Werbung verwendet, gerade Fitness-Studios und neuerdings eben Smartphone-Apps werben auf diese oder ähnliche Weise.
Die Behauptung hier ist, dass aus dem Herunterladen einer App, samt Abschluss eines (natürlich kostenpflichtigen) Abonnements zwangsläufig eine Gewichtsabnahme folgen muss.
Tatsächlich neigt die Motivation zum regelmäßigen Training dazu, recht bald nachzulassen, weswegen das versprochene Endergebnis dann meist nicht eintritt.
Eine Argumentation in der Form eines Dammbruch-Argumentes kann durchaus gerechtfertigt sein, wenn es hinreichende Gründe gibt, anzunehmen, dass die beschriebenen Folgen sehr wahrscheinlich eintreten werden, oder sogar vom Gegner beabsichtigt sind.
Dies gilt insbesondere, wenn anzunehmen ist, dass der Gegner eine Form von Salami-Taktik verfolgt, also tatsächlich auf ein Ziel hinarbeitet, welches zunächst nicht vermittelbar wäre.
Wie üblich reicht es aber auch hier natürlich nicht aus, eben dieses dem Gegner zu unterstellen, sondern es muss entsprechend belegt werden.
Marihuana ist eine Einstiegsdroge. Wer am Heroin hängt, hat immer zuerst mit solchen „weichen“ Drogen angefangen – du willst doch sicher nicht irgendwann mit einer Spritze im Arm tot auf einer Bahnhofstoilette gefunden werden?
In der Tat haben wohl fast alle Drogensüchtigen, die „harte“ Drogen wie Heroin nehmen, mit sogenannten „weichen“ (wie Marihuana) angefangen. Umgekehrt sind aber bei weitem nicht alle, die „weiche“ Drogen konsumiert haben auch irgendwann bei den „harten“ gelandet (Affirmation der Konsequenz). Es gibt also offensichtlich keinen Automatismus, der zwingend von Marihuana zu Heroin führt.
Die Aussage enthält auch eine Form von „Appell an Emotionen“ in Form einer Suggestivfrage. Wenn außer dem genannten logischen Fehlschluss keine weiteren Argumente diese sehr emotionale Ausdrucksweise unterstützen, auch eindeutig in Form eines Argumentationsfehlers.
Da in der Aussage suggeriert wird, der Gebrauch von Marihuana sei notwendigerweise der Beginn einer Drogenkarriere, die zu Heroin und schließlich zum Tod führt, ohne dass sich dies belegen lässt, handelt es sich um eine Form von Dammbruchargument.