Mertonische Normen
Ein ursprünglich von Robert Merton definiertes Set von Kriterien, welche den Ethos der wissenschaftlichen Methode beschreiben.
Die ursprünglichen vier Kriterien lauten:
- Gemeineigentum („communality“) – Wissen ist ein öffentliches Gut, das mit allen geteilt wird.
- Allgemeingültigkeit („universalism“) – für die Bewertung einer Aussagen ist nicht die Reputation oder der soziale Stand der Vortragenden ausschlaggebend, sondern die vorgelegten Belege.
- Uneigennützigkeit („disinterestedness“) – wissenschaftliches Arbeiten geschieht im Interesse des wissenschaftlichen Fortschrittes und nicht für den persönlichen Gewinn der Beteiligten.
- [Organisierter] Skeptizismus („[organized ] skepticism“) – die wissenschaftliche Gemeinschaft überprüft alle Erkennnisse systematisch auf Korrektheit.
In verschiedenen Kontexten wird diese Liste noch um Originalität (originality) erweitert.
Andere Namen
- Mertons Kriterien
- CUDO-Normen
- Mertonian norms
Beschreibung
Mertons Beschreibung des „Ethos der Wissenschaften“1) geht auf eine sozialwissenschaftliche Perspektive auf die Wissenschaften zurück, welche das Selbstverständnis von Wissenschaftlern erforscht, sowie deren Erwartungen an andere, welche jene erfüllen sollten, um Anerkennung zu finden.
Oft waren diese Normen bereits in der Form von institutionellen Regeln oder organisatorischen Strukturen etabliert, oder wurden einfach als selbstverständlich angenommen. Mertons Verdienst liegt daher in erster Linie darin, bestehende Normen auszuformulieren und zu vereinheitlichen.
Die Mertonischen Normen können einen guten Ansatz dafür bieten, um wissenschaftliches von nicht-wissenschaftlichem Arbeiten abzugrenzen. Als alleiniges Merkmal reichen sie jedoch nicht, da es zu jeder Regel auch immer Ausnahmen gibt (Akzidensfehler).
Gemeineigentum
Die Norm des Gemeineigentums besagt, dass die Erkenntnisse wissenschaftlichen Forschens grundsätzlich in das gemeinsame Eigentum der Menschheit übergehen sollen. Ergebnisse werden veröffentlicht und allen Interessierten zugänglich gemacht.
Diese Norm ist zum Beispiel verletzt, wenn Forschungsergebnisse geheim gehalten werden – wie das etwa im Rahmen von firmeninterner Forschung und Entwicklung oft der Fall ist – da dies eben nicht dazu beiträgt, das Wissen, das wir über die Welt haben, zu erweitern.
Allgemeingültigkeit
Das Prinzip der Allgemeingültigkeit besagt, dass alle wissenschaftlichen Positionen vor ihrer sachlichen Bewertung zunächst als gleichwertig anzusehen sind. Insbesondere darf das Ansehen oder die gesellschaftliche Stellung des oder der Vertreter keinen Einfluss darauf haben, ob eine Position ernst genommen oder abgelehnt wird. Allein sachliche Gründe und die Diskussion über die Abwägung der Argumente sollen darüber entscheiden.
Uneigennützigkeit
Hierunter versteht ma, dass Wissenschaft nicht im Interesse der eigenen Person – in einem weiteren Sinne auch dem der jeweiligen Institution, also z.B. der Universität – durchgeführt wird, sondern in dem, das Wissen der Menschheit zu mehren.
(Organisierter) Skeptizismus
Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung.
Siehe auch
Weitere Informationsn
- Mertonian norms auf Wikipedia (Englisch)
The Normative Structure of Science, in Merton, Robert K. (ed.), The Sociology of Science: Theoretical and Empirical Investigations, Chicago: University of Chicago Press, pp. 267-278, ISBN: 978-0-226-52091-9.