Korrelationsirrtum
Aus dem gemeinsamen Auftreten von Ereignissen oder Phänomenen wird auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen diesen geschlossen, ohne dass es dafür hinreichende Begründungen gibt.
Beispiel:
Jeden morgen geht die Sonne auf, nachdem der Hahn gekräht hat.
Folglich geht die Sonne auf, weil der Hahn kräht.
Diese Schlussfolgerung ist sicher schmeichelhaft für den Hahn, aber wir wissen, dass die Sonne auch ohne das Krähen aufgehen wird. Wahrscheinlicher ist es, dass die durch die bald aufgehenden Sonne verursachte Dämmerung den Hahn weckt (umgekehrter und indirekter Kausalzusammenhang), oder dass er durch eine „innere Uhr“ genannte Körperfunktion geweckt wird (Scheinkorrelation) und dann anfängt zu krähen.
Andere Namen
- False cause
- Cum hoc ergo propter hoc (Lat.: „mit diesem, folglich wegen diesem“)
- Post hoc ergo propter hoc (Lat.: „nach diesem, folglich wegen diesem“)
- Non causa pro causa (Lat.: „kein Grund aus [diesem] Grund“)
Beschreibung
Unter dem Namen „Korrelationsirrtum“ wird hier der rationale, aber irrtümliche Schluss von einer beobachteten Korrelation auf eine Kausalbeziehung bezeichnet. Der Begriff fasst die beiden gewöhnlich auf Lateinisch beschriebenen Denkfehler „cum hoc ergo propter hoc“ und „post hoc ergo propter hoc“ zusammen.
Die unter der Rubrik „kognitive Verzerrungen“ gelistete „Kausalillusion“ bezeichnet dagegen einen unbewussten psychologischen Effekt, der gemeinsam oder in zeitlicher Abfolge vorkommende Phänomene als kausal verbunden erscheinen lässt.
Im Bereich „Statistik“ gibt es die „Scheinkorrelation“ (engl.: „spurious correlation“), die sich auf einen statistischen Fehler bezieht, der gemeinsam auftretende („korrelierende“) Phänomene als kausal verbunden erscheinen lässt.
Diese drei Begriffe sind eng miteinander verbunden – womöglich handelt es sich sogar nur um unterschiedliche Blickwinkel auf dasselbe Phänomen.
Beispiele
Beziehung zwischen Videospielen und Gewalt
In den Medien wird immer mal wieder ein Kausalzusammenhang zwischen gewalttätigen Videospielen und Gewaltakten von Jugendlichen postuliert. Die ließe sich etwa wie folgt darstellen:
Man hört immer häufiger von Gewaltakten durch Jugendliche.
Jugendliche verbringen immer mehr Zeit mit gewalttätigen Videospielen.
Daraus folgt: Gewalttätige Videospiele verursachen Gewalt.
Wendet man die im Artikel zu Kausalität beschriebenen Erklärungsmöglichkeiten auf diese Beobachtung an, erhält man die folgenden Möglichkeiten, die in Betracht gezogen werden sollten:
- Durch den vermehrten Konsum von gewalttätigen Videospielen verrohen die Jugendlichen und neigen dazu, eher zu Gewalt zu greifen (direkter Kausalzusammenhang).
- Der Gewaltanstieg in der Gesellschaft führt dazu, dass mehr Videospiele konsumiert werden, etwa als eine Form von Eskapismus (umgekehrter Kausalzusammenhang).
- Die bessere Vernetzung über das Internet führt sowohl dazu, dass Computerspiele mit online-Anbindung immer attraktiver werden und gleichzeitig wird es dadurch Gewalttätern einfacher gemacht, an Waffen oder Anleitungen zu kommen bzw. von Gleichgesinnten angefeuert zu werden (externer Kausalzusammenhang).
- Der Konsum von gewalttätigen Videospielen weckt das Interesse der Spieler an Waffen und Kampfsport, was dazu führt, dass sie dann auch dazu neigen, Konflikte eher mit Gewalt zu lösen (indirekter Kausalzusammenhang).
- Der Anstieg von Gewalt und der vermehrte Konsum von Videospielen sind zwei völlig voneinander unabhängige Phänomene, die keinen Kausalzusammenhang haben (es handelt sich um eine Scheinkorrelation)
- Es gibt überhaupt keinen faktischen Anstieg der Gewalt, stattdessen wird Gewalt heute stärker in den Medien thematisiert, was den subjektiven Eindruck erweckt, sie seien häufiger geworden.
An dieser Stelle kann und soll nicht diskutiert werden, welche dieser Erklärungen (oder welche Kombination davon) die wahrscheinlichste ist. Wichtig ist aber, festzuhalten, dass alleine aus dem gemeinsamen Auftreten der Phänomene kein Kausalzusammenhang konstruiert werden kann.
Impfung und Sterblichkeit
Auf sozialen Medien kursierte im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie eine Statistik, nach der die Sterblichkeitsrate in einigen Regionen mit der Zahl der Impfungen dort korrelierte. Diese schien zu suggerieren, dass die Sterblichkeit kausal durch die Impfung verursacht würde.
Auch hier könnte man wieder wie oben alle möglichen Beziehungen zwischen den Ereignissen erläutern, aber es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass hier die bei weitem am wahrscheinlichste Erklärung ist, dass in einer Situation, wenn der in einer Region sowohl die Zahl der Infektionen eher hoch ist, die Krankenhäuser bereits überlastet sind und folglich auch die Zahl der Todesfälle immer weiter steigt, auch das Interesse an Impfungen höher ist, als in Gegenden, in denen der Virus eher „weit entfernt“ erscheint. In der Folge dürften sich dort auch mehr bisher Ungeimpfte zu diesem Schritt entschließen.
Wenn man dies als einen zwar übermäßig vereinfachenden, aber dafür auch prägnanten Sinnspruch formulieren möchte, könnte man eher sagen: „Todesfälle verursachen Impfungen“ (umgekehrter Kausalzusammenhang).
Siehe auch
Weitere Informationen
- Cum hoc ergo propter hoc auf Wikipedia
- Post hoc ergo propter hoc auf Wikipedia
- Non causa pro causa auf FallacyFiles (Englisch)