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Simulacrum

Eine Nachahmung, welche die äußere (mitunter idealisierte) Form und/oder das erkennbare Verhalten des Originales widerspiegelt, welcher jedoch wichtige funktionale Aspekte fehlen.

Ein Beispiel für ein solches Simulacrum wäre etwa eine „Piazza “ in einem Einkaufszentrum, welche so angelegt ist, dass sie einem öffentlichen Platz in einer (idealisierten) italienischen Altstadt ähnelt, einschließlich Restaurants, Cafés, Geschäften mit mediterraner Feinkost, u.s.w. – aber natürlich ohne richtigen Wohnraum oder damit verbundenen Einrichtungen wie Schulen, Behörden, u.s.w., welche eine „richtige“ Stadt ausmachen.

Beschreibung

Die Bedeutung des Begriffes „Simulacrum“ ist komplex und hat sich im Laufe der Philosophiegeschichte mehrfach verändert: Ursprünglich benutzte Lukrez diesen Ausdruck zur Beschreibung eines Konzeptes seiner Wahrnehmungstheorie. Diese Theorie ist heute aber überholt und die darin verwendete Bedeutung daher auch nicht mehr gebräuchlich.

Spätere Autoren benutzen den Begriff, um etwa das Verhältnis einer Spur zu ihrer Ursache (etwa dem Tier, welches die Spur hinterlässt), aber insbesondere auch um das Verhältnis einer künstlerischen Darstellung zum dargestellten Objekt zu beschreiben.

Im letzteren Sinn entwickelte sich der Begriff dahingehend weiter, dass damit Situationen beschrieben werden, in denen durch Veränderung von Teilaspekten eine Form von „Hyperrealismus“ hergestellt wird, also eine Darstellung, die zwar realistisch zu sein scheint, aber die Realität auf „unrealistische Weise“ überhöht.

In diesem Sinn wird „Simulacrum“ heute gewöhnlich im negativen Sinne verstanden: als eine Wiedergabe (Simulation), die jedoch nicht versucht, einem Original möglichst getreu zu sein, sondern auf eine nicht-existente, idealisierte Version dieses „Originales“ verweist – so wie in dem Beispiel oben die Einkaufszentrums-Piazza ein idealisiertes, aber eben nicht real existierendes Vorbild von mediterraner Stadtarchitektur nachstellt.

In einer noch stärker negativ konnotierten Form kann man das auch so verstehen, dass ein Simulacrum eine Art von Nachbildung ist, welche die äußere Form des Originales zwar realitätsnah darstellt, dies aber ohne Verständnis der inneren Funktionen und Wirkweisen des Originales geschieht. Eine solche Nachbildung ist „falsch“ in dem Sinne, dass sie nicht leisten kann, was sie zu leisten vorgibt.

Noch weiter gehen verschiedene Interpretationen im Rahmen des Postmodernismus, welche Simulacrum als eine „Simulation einer Simulation“ verstehen, also quasi eine „Kopie einer Kopie“ – oft mit der Konnotation, dass die Verbindung zum Original bereits verloren gegangen ist und dass das Original womöglich überhaupt nicht (mehr) existiert.

Zusammengefasst lässt sich „Simulacrum“ also als eine Nachbildung oder Simulation von etwas beschreiben, welche aber auf aber auf die eine oder andere Weise vom Original abgekoppelt ist.

Ein ähnliches Konzept wird durch den Begriff „Cargo-Kult“ beschrieben. Dieser bezieht sich aber spezifisch auf (oft ritualisierte) Handlungen und Verhaltensweisen, welche auf der Nachahmung von beobachtetem Verhalten beruhen, ohne diese im Kern zu verstehen und in der Folge auch ohne die beabsichtigten oder vorgeblichen Ziele zu erreichen. Die Bedeutungsbereiche der beiden Begriffe überschneiden sich aber stark und im Zweifelsfall sollte eher „Simulacrum“ gewählt werden (für eine Diskussion und weitere Informationen, siehe Cargo-Kult).

Siehe auch

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