Advocatus diaboli
Lat.: „Anwalt des Teufels“: Eine legitime rhetorische Technik, bei der ein Diskussionsteilnehmer eine gegnerische Position einnimmt, um Argumente im Streitgespräch zu testen und zu schärfen.
Anders als beim Strohmann-Argument vertritt der Advocatus Diaboli keine schwächere oder leicht angreifbare Position, sondern im Gegenteil eine möglichst solide Argumentation.
Namensherkunft
Der Begriff Advocatus Diaboli kommt ursprünglich aus dem Kirchenrecht und bezeichnet einen Beteiligten in einem Prozess zur Heiligsprechung, dessen Aufgabe es ist, gegen die von der Kirche (deren Vertreter auch als Advocatus Dei bezeichnet wird) vorgebrachten Beweise zu argumentieren.
Beschreibung
Wohl jeder hat schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ein Argument, das zunächst völlig klar und einleuchtend zu sein schien, solange man es nur gegenüber sich selbst oder nur gegenüber anderen, die ohnehin der gleichen Meinung waren, zu verteidigen hatte, auf einmal wenig überzeugend klingt, wenn man tatsächlich mit Gegenargumenten konfrontiert wird.
Es kann daher helfen, wenn jemand in einem (freundschaftlichen) Streitgespräch die Rolle des Gegners einnimmt und hilft, die eigene Position zu hinterfragen, die Argumente zu schärfen (etwa Antworten auf zu erwartende Gegenargumente vorzubereiten) und womöglich auch eine leichter zu verteidigende Position zu finden, als man vielleicht zuerst im Sinn hatte.
Für diese Art des Rollenspieles ist es wichtig, dass der Advocatus Diaboli sprichwörtlich „hart, aber fair“ argumentiert, also die Gegenseite nicht schont, aber auch keine unfairen Tricks verwendet (außer natürlich, wenn man genau das Reagieren auf ebendiese üben möchte).
Vermeidung von Gruppendenken
In vielen Gruppen stellt sich irgendwann eine Form von Konsens über bestimmte Denkweisen und nicht mehr zu hinterfragende Grundannahmen ein (Gruppendenken). Ein Teilnehmer, der die Rolle eines Advocatus Diaboli einnimmt, kann hier dabei helfen, solche Grundannahmen zu hinterfragen und dafür zu sorgen, dass man auf dem Boden der Realität bleibt.
Selbstkritik
Eine Art von „innerer“ Advocatus Diaboli, also eine selbstkritische Reflexion über mögliche Gegenargumente, kann helfen, bestimmte Denkfehler und kognitive Verzerrungen zu vermeiden (z.B. Bestätigungsneigung oder Selbstüberschätzung).
Siehe auch
Weitere Informationen
- Advocatus Diaboli auf Wikipedia