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Pseudowissenschaft

Eine Disziplin oder Forschungsbereich, welcher versucht, wissenschaftliches Arbeiten nachzubilden, jedoch nicht den allgemein anerkannten Ansprüchen daran gerecht wird.

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Andere Namen

  • Humbug
  • Pseudoscience

Beschreibung

„Pseudowissenschaft” wird als ein (meist abwertender) Sammelbegriff für eine Reihe von verschiedenen Forschungs- und Wissenschaftsgebieten verwendet, die als „wissenschaftlich“ zu erscheinen versuchen, ohne die strengen Kriterien der wissenschaftlichen Methodik (insbesondere den [selbst-]kritischen Umgang mit etablierten „Wahrheiten”) zu erfüllen.

Dabei ist die Abgrenzung in der Tat nicht so einfach, wie man glauben sollte. Viele Pseudowissenschaften haben etablierte (oft sogar „peer-reviewed”) Publikationen, haben strikte Vorgaben an ihre Methodik, und einige sind sogar an Universitäten etabliert (z.B. Homöopathie).

Dieser Artikel kann daher keine definitive Antworten darauf geben, wie man Pseudo- von etablierten Wissenschaften unterscheiden kann. Vielmehr wird hier die Problematik der Abgrenzung erklärt und einige mögliche Hinweise auf einen „unwissenschaftlichen Umgang mit Wissenschaft“ auflisten, die als Warnsignale dienen können (siehe hierzu auch: Abgrenzungsproblem).

Protowissenschaften

Man sollte auch nicht vergessen, dass es auch Disziplinen gibt, welche einfach nur noch nicht etabliert sind, jedoch Anstrengungen machen, wissenschaftliche Prinzipien anwenden und zu einer anerkannten Disziplin zu werden. Beispiele für heute anerkannte wissenschaftliche Disziplinen, welche (im Rückblick!) als „Protowissenschaften” angefangen haben, wären etwa die Theorien der Kontinentaldrift oder zum Urknall, oder auch die moderne Psychiatrie.

In manchen Fällen kann man die geschichtliche Entwicklung von Disziplinen an ihrer Namensgebung ablesen: Sowohl die Alchemie, als auch die Astrologie kann man bis etwa zur Renaissance als bunte Mischungen von ernsthafter Wissenschaft und abergläubischem Humbug bezeichnen. Im Laufe der Zeit haben sich die „ernsthafteren“ Teile dieser Disziplinen abgespalten und sich als Chemie bzw. Astronomie etabliert. Nicht alle sind diesen Schritt gegangen und so bestehen die nicht-wissenschaftlichen Bereiche der beiden Disziplinen auch heute noch unter den alten Namen als Pseudowissenschaften fort.

Dies zeigt auch: Nur weil eine Disziplin in der Wissenschaft nicht anerkannt ist, ist sie noch lange keine „Protowissenschaft”, die später automatisch Anerkennung finden muss. Vielen bleibt die Anerkennung aus gutem Grund verwehrt, denn es gibt weitaus mehr hanebüchenen Unsinn, der sich als Wissenschaft auszugeben versuchtt (Cargo-Kult-Wissenschaft), als wirklich neue Erkenntnisse. Oft können wir die Unterscheidung zwischen Proto- und Pseudowissenschaft nur ex post, also in Nachhinein treffen.

Dass wir eher über die (seltenen) Erfolgsfälle reden als über die vielen gescheiterten Versuche eine neue Disziplin zu etablieren ist ein gutes Beispiel für den sogenannten Survivorship Bias.

Parawissenschaft

Umgekehrt verstehen wir unter dem Begriff „Parawissenschaft” eine Disziplin, die zu gewissem Maße in die wissenschaftliche (oder zumindest universitäre) Forschung eingebunden ist, bei der jedoch Zweifel bestehen, ob sie diesem Anspruch gerecht wird, etwa weil die Qualität der Forschung kein hinreichendes Niveau erreicht.

Beispiele für solche Disziplinen, die sich (im Nachhinein) als „Parawissenschaften” herausgestellt haben, sind etwa die Phrenologie, ASW, Kinesiologie, aber auch verschiedene Verfahren der Alternativmedizin.

Pseudowissenschaftliche Arbeitsweisen im etablierten Wissenschaftsbetrieb

Andererseits sind auch die etablierten Disziplinen nicht frei von Tadel: Allzu oft werden unzureichende Ergebnisse veröffentlicht, die Schlussfolgerungen aus Experimenten werden übertrieben, Daten selektiv ausgewählt und/oder unkritisch analysiert (z.B. 𝑝-Hacking) und strukturelle Mechanismen, die eigentlich dazu dienen sollten, eine hohe Qualität der Forschung zu garantieren (z.B. „peer review”) werden ausgenutzt, um persönliche oder kommerzielle Interessen zu verfolgen (Siehe auch: Gollum-Effekt).

Dies alles sind im etablierten Wissenschaftsbetrieb natürlich eher die Ausnahmen als die Regel und aus gutem Grund werden solche Praktiken auch von der Wissenschaftsgemeinschaft geächtet. Sie zeigen jedoch, dass die Abgrenzung zu Pseudowissenschaften (Abgrenzungsproblem) oft eher graduell als diskret ist, wobei die o.g. „Para-” und „Proto-” Formen eher in der Nähe der Demarkationslinie zu finden sind. Das heißt jedoch nicht, dass eine Unterscheidung nicht möglich ist (Kontinuumsirrtum), sondern vielmehr, dass die unten genannten Kriterien in den meisten Fällen als „Warnsignale” zu verstehen sind, und nicht als harte Kriterien, die in jedem Fall auf eine Pseudowissenschaft hindeuten.

Abgrenzungskriterien

Schon seit der Antike wurde versucht, die „richtige„ von der „falschen” Wissenspraxis abzugrenzen. Ein frühes Beispiel findet sich in Platons Dialog Charmides, in dem Sokrates als Protagonisten eine Unterscheidung zwischen „wahren” Ärzten und Quacksalbern in den Mund gelegt wird1).

Auch wenn aus heutiger Sicht die Medizin in jenem Zeitalter ganz allgemein im besten Fall als „Protowissenschaft” bezeichnet würde, ist die Erkenntnis, die hier vermittelt wird auch heute noch relevant: Nämlich dass die Unterscheidung nur für (medizinische) Experten möglich ist. Für Laien – und Plato/Sokrates nimmt sich hier ausdrücklich selbst nicht aus – ist es praktisch nicht möglich, zu erkennen, ob man es mit einem „vertrauenswürdigen“ Arzt oder einem Quacksalber zu tun hat.

Der Römische Philosoph und Politiker Cicero erwähnte in seinen Schriften verschiedene spezifischere Kriterien, die vermutlich aus (nicht überlieferten) älteren griechischen Quellen stammten. Auch diese sind heute noch relevant2):

Logische Konsistenz
Beschreibung
Empirischen Bestätigung von Vorhersagen
Beschreibung
Spezifität der vorgeschlagenen Mechanismen
Beschreibung
Willkürliche Anwendung der zugrunde liegenden Theorie
Beschreibung
Willkürliche Auswahl von bestätigenden Daten
Beschreibung

Weitere mögliche Kriterien:

  • Falsifizierbarkeit von Aussagen
  • Beitrag zur Erweiterung von Wissen
  • Überbewertung eines Binnenkonsenses

Siehe auch

Weitere Informationen

2)
Diese Liste folgt den Ausführungen in: Fernandez-Beanato, D. (2020) The Multicriterial Approach to the Problem of Demarcation. Journal for General Philosophy of Science / Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 51, S.: 375-390, DOI: 10.1007/s10838-020-09507-5.

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