Ein scheinbares Paradox der Erkenntnistheorie, das auf dem Problem beruht, dass nicht aus allen Aussagen, die sich aus gültigen logischen Transformationen ergeben, dieselben Erkenntnisse gewonnen werden können.
Das ursprünglich von Carl Gustav Hempel formulierte Paradox ging von der folgenden Aussage aus:
Alle Raben sind schwarz. (A ⟶ B
)
Diese lässt sich dann durch die Kontraposition, bzw. den Modus Tollens, umformen in:
Ist etwas nicht schwarz, dann ist es kein Rabe. (⌐B ⟶ ⌐A
)
Und tatsächlich ist die abgeleitete Aussage gültig und wahr, vorausgesetzt, die ursprüngliche Aussage ist ebenfalls wahr.
In der Erkenntnistheorie würde man nun jede Beobachtung, welche die Aussage „Alle Raben sind schwarz“ bestätigen (also eine Sichtung eines schwarzen Raben) als eine Stärkung der Hypothese, dass alle Raben schwarz seien, ansehen.
Hempel argumentiert nun, dass dadurch, dass die beiden o.g. Aussagen logisch äquivalent seien, auch jeder Beleg für die Existenz von nicht-schwarzen Nicht-Raben dieselbe Funktion erfüllen müsse.
In den meisten Fällen sehen wir aber z.B. ein gelbes Postauto oder eine blaue Vase nicht als Beweis dafür an, dass alle Raben schwarz sein müssen. Tatsächlich dürften Sichtungen solcher Gegenstände in dieser Frage eher als belanglos angesehen werden.
Das „Rabenparadox“ beruht auf einer logischen leeren Wahrheit, also einer Aussage, welche zwar formell wahr ist, aber keinen Erkenntnisgewinn bringt.