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Teleologischer Irrtum

Die unbegründete Annahme, dass es einen zugrunde liegenden Sinn oder Zweck für etwas geben müsse. Anders gesagt: Die Verwechslung von Zweck und Wirkung.

Zum Beispiel in dieser Aussage:

„Der gesellschaftliche Sinn von Musik ist, dass durch ihre Aufführung Gelegenheiten zur Partnersuche geschaffen werden.“

Es ist gut möglich, dass Musik bei typischen Gelegenheiten zur Partnersuche eine wichtige Rolle spielt (was wäre eine Party ohne Musik?), aber die Aussage suggeriert, dass Musik den Sinn habe, die Partnersuche zu ermöglichen, und das ist natürlich sehr weit hergeholt.

Herkunft des Begriffes

Das griechische Wort télos [τέλος] kann mit „Ziel“ oder „Ergebnis“ übersetzt werden. Es ist Namensgeber für die Teleologie, einer Lehre bzw. Denkweise, nach der alles, was geschieht, ein Ziel und damit auch einen Sinn habe. Die bekannteste teleologische Fragestellung ist die nach dem „Sinn des Lebens“ – und es ist durchaus diskussionswürdig, ob dieser Fragestellung nicht schon von vornherein der hier beschriebene Denkfehler zugrunde liegt.

Beschreibung

Offensichtlich hat nicht alles einen Sinn und Zweck. Vieles was passiert ist ganz einfach zufällig – etwa radioaktiver Verfall, oder ein Würfelergebnis – aber trotzdem können diese Ereignisse lebens- und sogar geschichts­verändernde Wirkung haben: Wenn man etwa beim Glücksspiel sein Hab und Gut verliert, oder wenn durch radioaktive Strahlung eine Genmutation hervorgerufen wird, welche dann zu Krebs führt, kann dies Auswirkungen haben, die weit über das eigentlich zufällige Ereignis hinaus gehen.

Trotzdem ist die Grundidee, dass es für alles einen „Sinn“ oder einen „Zweck“ geben müsse, weit verbreitet. Selbst in wissenschaftlichen Publikationen fließt diese Denkweise immer wieder ein und zwar oft unausgesprochen und in Form einer Wortwahl, welche eine solche „Sinnhaftigkeit“ lediglich impliziert (Aufgeladene Sprache).

Zum Beispiel wird in der Biologie (oder mehr noch: Ökologie) Lebewesen häufig ein eigentümlicher „Zweck“ in ihrer Biotopgemeinschaft zugeschrieben. Dies suggeriert aber, dass es einen planenden Eingriff in de Zusammensetzung des Biotoes gab, was aber in der Natur eben nicht der Fall ist – anders als z.B. in einem Aquarium, bzw. Vivarium, wo die Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt (idealerweise) tatsächlich aufgrund einer funktionalen Planung erfolgt ist.

Vermeidungsstrategie

Um diesen Denkfehler zu vermeiden, hilft es, sich den Unterschied zwischen „Zweck“ (auch „Sinn“ oder „Funktion“) und „Wirkung“ (auch „Effekt“, „Auswirkung“, u.s.w.) bewusst zu machen, und auch bei der Formulierung von Aussagen

Der Effekt (nicht: „Zweck“!) der Anwesenheit von Raubtieren in einem Biotop ist, dass durch ihr Jagdverhalten die Population von Herbivoren begrenzt wird, und dadurch die pflanzlichen Resourcen nicht überbeansprucht werden.

FIXME Dieser Artikel ist noch unvollständig.

Einschränkungen

Es gibt viele Dinge oder Vorgehensweisen, die tatsächlich einen Sinn haben. Vor allem ist es gerechtfertigt, von einer solchen „Sinnhaftigkeit“ zu sprechen, wenn es einen planenden Eingriff gab, der die beschriebene Situation hergestellt hat.

„Das Lenkrad am Auto hat den Zweck, dem Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug zu ermöglichen.“

In diesem Fall wurde das Lenkrad mit einer Absicht und zu einem Ziel angebracht, und ist nicht nur „zufällig“ entstanden und hat sich dann als hilfreich erwiesen.

Ähnlch verhält es sich mit den oben erwähnten Aquarien bzw. Vivarien. Hier hat jemand mehr oder weniger planvoll eine Auswahl an Spezies getroffen, welche in einem eingeschränkten Biotop zusammenleben sollen. Diese wurden im besten Fall so ausgewählt, dass sie miteinander harmonieren und idealerweise tatsächlich bestimmte Funktionen in der Gemeinschaft übernehmen.

Siehe auch

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