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Konsequenzargument

Rhetorisches Scheinargument, bei dem anstatt sachliche Gründe für die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Position vorzubringen, auf die Konsequenzen der Position verwiesen wird.

Beispiel:

A: Es gibt keinen Beweis für die Existenz Gottes.
B: Wenn die Leute nicht mehr an Gott glauben, würde die Welt in Anarchie und Chaos versinken! Deswegen sollte man an Gott glauben!

Offensichtlich hat die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, nichts damit zu tun, was Menschen vermeintlich tun würden, wenn diese Frage geklärt wäre.

Andere Namen

  • Argument aus der Konsequenz
  • (Argumentum) ad consequentiam
  • Appeal to consequences

Beschreibung

Die Frage, ob eine bestimmte Aussage wahr oder falsch ist, hat in vielen Fällen nichts damit zu tun, ob die Antwort auf diese Frage zu erwünschten oder unerwünschten Auswirkungen führen könnte.

So wie in dem Beispiel oben von der eigentlichen Frage abgelenkt wird, indem auf die Konsequenzen verwiesen wird, anstatt dass ein Beweis für die eigentliche Frage (hier: „existiert Gott?“) vorgelegt wird.

Einschränkungen

Die Konsequenzen einer Position sind genau dann relevant, wenn die Konsequenzen tatsächlich das Thema der Diskussion sind.

So wie zum Beispiel hier:

— Wir sollten Tempo 30 in der Stadt einführen, dann gibt es weniger tödliche Unfälle im Straßenverkehr.
So ein Tempolimit führt doch nur dazu, dass mehr Autofahrer gegen die Verkehrsregeln verstoßen.

Der Zweck des Tempolimits wäre ja genau, dass dieses Konsequenzen für den Verkehr hat. Der Einwand, dass dieses auch negative Konsequenzen hätte, mag zwar in diesem Beispiel weit hergeholt sein, aber es ist zumindest kein (ungültiges) Konsequenzargument.

Beispiele

Antitheismus

Nicht nur zur Verteidigung des Glaubens werden Konsequenzargumente gebraucht. In die entgegengesetzte Richtung führt das Argument des Antitheismus: Dieser Begriff bezeichnet eine philosophische Position, nach der die Auswirkungen von Glaube und Religion auf die Gesellschaft und das Individuum als in der Summe negativ angesehen und daher abgelehnt werden.

Die Frage, welche Auswirkungen Glauben und Religion insgesamt oder im Detail tatsächlich auf die Gesellschaft hat, ist recht komplex und liegt schon thematisch außerhalb dessen, was im Rahmen dieser Website geklärt werden könnte. Als Position im gesellschaftlichen Diskurs ist sie aber auf jeden Fall zumindest diskussionswürdig. Wenigstens in dieser vereinfachten Form enthält sie soweit auch keine offensichtlichen Denkfehler.

Dies ändert sich, wenn man den antitheistischen Standpunkt als ein atheistisches Argument versteht, also etwa als eine Aussage wie die folgende:

Die Auswirkungen von Glauben und Religion auf die Gesellschaft und den Einzelnen sind in der Summe negativ.
Daher sollte man nicht an [die Existenz von] Gott glauben.

In diesem Zusammenhang hier ist das Problem, das in solch einem Schluss steckt, natürlich leicht erkennbar: aus (echten oder vermeintlichen) Konsequenzen des Glaubens an Gott entsteht keine Erkenntnis über dessen Existenz. Dies gilt im positiven (wie im Beispiel in der Einleitung) ebenso wie im negativen (so wie hier).

Freier Wille

Zum Konzept der Willensfreiheit gibt es in der Geschichte der Philosophie eine lange und oft kontrovers geführte Debatte (siehe auch: Geschichte des Freien Willens). Auch dieses Thema ist bei weitem zu komplex um es im Rahmen dieser Website adequat zu behandeln. Wer sich dafür interessiert, findet auf den verlinkten Wikipedia-Artikeln weitere Informationen.

Im Zusammenhang mit dem Thema dieses Artikels ist aber eine Argumentations- und wohl auch Denkweise interessant, die man in verschiedenen Varianten im Zusammenhang mit der Frage der Willensfreiheit oft zu hören bzw. lesen bekommt:

Man kann niemanden für eine Handlung zur Rechenschaft ziehen, über die er überhaupt keine Entscheidungsgewalt hatte.
Wenn es keinen freien Willen gibt, sind alle Handlungen vorherbestimmt, auch Verbrechen wie Mord und Totschlag.
Aufgrund dieser Argumentation könnte man Verbrecher folglich nicht mehr bestrafen, da sie diese Handlungen nicht aus freiem Willen begangen haben.
Daher ist die Position, es gäbe keinen freien Willen, abzulehnen.

In der Tat wäre es moralisch kaum zu vertreten, Menschen für ihre Taten zu bestrafen, wenn man davon ausgeht, dass diese ohne freien Willen handelten – und welche Folgen es für die Gesellschaft hätte, wenn Verbrecher nicht mehr mit Bestrafung rechnen müssten, kann man sich auch leicht ausmalen. Die Frage, ob Willensfreiheit nun existiert oder nicht, beantwortet dies jedoch ausdrücklich nicht.

Siehe auch

Weitere Informationen

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