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Pathetic Fallacy

Ein im 19. Jahrhundert vom britischen Kunstkritiker John Ruskin geprägter Begriff, der eine unzulässige oder übertriebene Projektion von Emotionen auf unbelebte Gegenstände in der Literatur beschreibt.

Ruskin erläutert dies anhand des folgenden Beispieles:

They rowed her in across the rolling foam –
(Sie ruderten sie herein, über den rollenden Schaum …)

The cruel, crawling foam…
(Den grausamen, kriechenden Schaum…)

Nüchtern betrachtet kann der Schaum, den eine aufgewühlte See erzeugt, zwar „rollen“ und womöglich sogar „kriechen“, aber sicher nicht „grausam“ sein, denn dies impliziert ein absichtsvolles Handeln, über welches ein unbelebtes Objekt schlichtweg nicht verfügen kann.

Hinweise zum Namen

Sowohl „pathetic“, als auch „fallacy“ werden beide von Ruskin hier nicht in dem Sinne gebraucht, in dem sie heute gewöhnlich verstanden werden. Der Begriff wird häufig als „Vermenschlichung der Natur“ übersetzt, aber da er zum einen nicht auf natürliche Phänomene beschränkt ist, und es zum anderen explizit um einen bestimmten Aspekt der Vermenschlichung – nämlich der Projektion von Emotionen auf Dinge – geht, wird hier stattdessen „falsche Emotionalität“ als in vielen Fällen treffendere Übersetzung vorgeschlagen.

Beschreibung

Der Kontext eines Gedichtes, wie es oben zitiert wird, ist sicher keiner, in dem eine besonders sachliche Wahl von Formulierungen angezeigt sein sollte und eine solche Projektion von Emotionen kann hier in der Tat ein gutes Mittel sein, um emotionale Zustände zu vermitteln. Ruskin wendet sich daher auch explizit nur gegen eine übertriebene Verwendung solcher Projektionen, die er als ein Merkmal schlechter Schriftsteller ansieht.

Anders bei Literaturgattungen, die tatsächlich eine nüchternere Schreibweise verlangen: in einer wissenschaftlichen Abhandlung wäre ein Ausdruck wie „die grausame See“ sicher fehl am Platz. Trotzdem finden wir ähnliche Ausdrucksweisen in der gesamten Wissenschaftsgeschichte.

Am bekanntesten ist vermutlich das als „horror vacui “ bekannte Prinzip, das meist wie folgt umschrieben wird:

Die Natur verabscheut das Vakuum.

Hierbei impliziert der Begriff „verabscheuen“ eine Fähigkeit zu Emotionen, welche „die Natur“ (als abstraktes Konzept) sicher nicht zu eigen ist.

Siehe auch

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