====== Popularitätsargument ====== Eine Variation des Argumentes durch [[relevanz:autoritaetsargument:falsche_autoritaet:hauptseite|Verweis auf eine falsche Autorität]], wobei die „Autorität“ in diesem Fall eine (wahre oder vermeintliche) Mehrheit der Bevölkerung oder zumindest große Menge an Personen ist. > Tausende zufriedene Kunden benutzen unser Produkt! Das ist schön für die Kunden (und wahrscheinlich noch schöner für den Hersteller), sagt aber wenig bis gar nichts darüber aus, ob dieses Produkt auch für //mich// das richtige ist. ===== Andere Namen ===== * Argumentum ad populum * Argumentum ad consensus gentium * Appeal to common belief * Bandwagon fallacy * Vox populi ===== Beschreibung ===== Bei diesem [[relevanz:hauptseite|Rele­vanz­fehler]] wird an­stelle eines sach­lichen Ar­gu­mentes für eine Be­haupt­ung, die //Popu­lari­tät// als Be­leg für die Richtig­keit dieser Posi­tion her­an­gezogen. Die Be­völk­er­ung dient somit als [[relevanz:autoritaetsargument:falsche_autoritaet:hauptseite|falsche Autori­tät]], die eine Position unter­stützen soll. Dies ist ins­be­sondere prob­lem­at­isch, wenn es Fragen be­trifft, die nicht durch eine popu­läre Ent­scheid­ung geklärt werden können, da sie Fakten be­tref­fen, die nicht von den Mein­ungen oder Glaubens­sätzen einer Mehr­heit abhängen Man kann ein solches Argu­ment auch als eine Form von [[rhetorik:scheinargumente:verklaerungsargumente:hauptseite|Ver­klär­ungs­argu­ment]] ver­stehen, in­so­weit als hier­mit die popu­läre Mein­ung als rele­vant ver­klärt wird, ohne dass da­bei be­legt wird, dass sie es in dem spe­zi­fischen Fall auch tat­säch­lich ist. ===== Einschränkungen ===== Nicht jeder Verweis auf die Mehrheitsmeinung oder auch nur auf eine Vielzahl von Menschen ist ein ungültiges Argument. Es gibt zahlreiche Fälle, in denen so ein Argument gerechtfertigt ist. Die folgenden Beispiele zeigen nur eine Auswahl an Möglichkeiten. In jedem Fall muss aber deutlich gemacht werden, warum der Verweis auf die populäre Meinung im jeweiligen //spezifischen// Fall ein treffendes Argument ist: ==== Entscheidungsgewalt der Bevölkerung ==== In einer //Demokratie// hat die Bevölkerung bestimmte Entscheidungsbefugnisse – nicht zuletzt die darüber, wer die Regierung bilden soll – entsprechend sind diese populären Entscheidungen (Wahlen) relevante Ent­scheid­ungen. Auch wenn der Bevölkerung in einer //repräsentativen Demokratie// keine direkte Entscheidungsgewalt über einzelne Fragen zukommt, ist auch der Verweis auf die Bevölkerungsmeinung zu einer spezifischen Frage relevant, da die Repräsentanten (z.B. Parlamentsabgeordnete) ja die Interessen ihrer Wähler zu vertreten haben. Voraussetzung hierfür ist aber natürlich, dass die Umfrage in der Tat [[mathematik:stochastik:begriffe:repraesentativitaet|repräsentativ]] und [[mathematik:statistik:begriffe:bias|unverzerrt]] ist, und auch wirklich die Frage betrifft, welche zur Diskussion steht. ==== Schwarmintelligenz ==== Es gibt eine Reihe von Fragen, welche in der Tat durch kollektive Intelligenz (also eine Viel­zahl von Personen, die zusammen­arbeiten) gut oder sogar besser als von einem ein­zelnen gelöst werden können. Auch hier gilt, dass im je­weil­igen Ein­zel­­fall erklärt werden muss, warum dies in dieser Frage der Fall sein soll. Zumindest müsste hierfür nach­gewiesen werden, dass der //kollektive// Beitrag //positiv// ist, also dass es mehr nützliche Beiträge (also solche, welche helfen, die Frage zu klären) gibt, also solche, die einen //negativen// Effekt haben (also von der korrekten Antwort wegführen). Ins­besondere bei Fragen, bei denen in der befragten Gruppe eher geringes Wissen, oder wo­möglich sogar ver­breitetes Fehlwissen (//negatives Wissen//) existiert, kann dies bereits ein Aus­schluss­kriterium sein. Darüber hinaus muss der //kollektive// positive Beitrag den übersteigen, der durch spezifische Kennt­nisse (etwa die eines Experten in dem jeweiligen Bereich) erzielt werden könnte. An­sonsten wäre es natür­lich sinnvoller, einen (oder besser: mehrere!) Experten zu dem Thema zu befragen (für Einschränkungen, siehe [[relevanz:autoritaetsargument:hauptseite|Auto­ri­täts­argument]]). ==== Induktiver Gebrauch ==== Bei der logischen [[begriffe:induktion|Induktion]] wird versucht, aus Beobachtungen ein allgemeingültiges Gesetz herzuleiten. Solche Beobachtungen können sich durchaus auf die Bevölkerung beziehen (ad populum) und sind trotzdem zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit gültig. > Eine repräsentative Umfrage hat ergeben, dass eine große Mehrheit der Befragten den Kaffee der Marke A gegenüber dem der Marke B bevorzugen. > Daher ist Kaffe der Marke A das bessere Produkt. Ein solcher Schluss ist – unter der Voraussetzung, dass die Umfrage wirklich //repräsentativ// war und nicht durch andere Faktoren verzerrt wurde – durchaus zulässig. Nicht zuletzt, weil die Qualität eines Produktes wie Kaffee ja gerade dadurch definiert wird, dass er den Kunden schmecken muss. ===== Beispiele ===== FIXME **Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung. Beispiele folgen.** ===== Siehe auch ===== * [[relevanz:autoritaetsargument:hauptseite|Autoritätsargument]] * [[relevanz:autoritaetsargument:falsche_autoritaet:hauptseite|(Verweis auf eine) falsche Autorität]] * [[rhetorik:scheinargumente:verklaerungsargumente:hauptseite|Verklärungsargumente]] ===== Weitere Informationen ===== * [[wpde>Argumentum ad populum]] auf //Wikipedia// * [[https://www.philoclopedia.de/2014/11/22/argumentum-ad-populum/|Argumentum ad populum]] auf //Philoclopedia// * [[wp>Argumentum ad populum]] auf //Wikipedia// (Englisch)