====== (Fundamentaler) Attributionsfehler ====== Eine ver­breit­ete [[kognitive_verzerrungen:urteilsheuristiken:hauptseite|Ur­teils­heu­ristik]], welche dazu führt, dass Men­schen da­zu neigen, den Ein­fluss von Per­sön­lich­keits­merk­malen wie Cha­rakt­er­eigen­schaften, (z.B. polit­ische) Ein­stell­ungen, u.s.w. auf das Ver­halten anderer sys­te­mat­isch zu //über//- und den der je­weil­igen Situa­tion zu //unter//­schätzen Beispiel: > A. ist ein notorischer [[wpde>Schwarzfahren|Schwarzfahrer]], weil er eine kriminelle Veranlagung hat. Möglicherweise haben u.a. die persönliche finanzielle Situation und/oder die Preisstruktur für die Fahrscheine ebenso einen Einfluss auf As Verhalten. ===== Andere Namen ===== * Korrespondenzverzerrung * Fundamental attribution error * Over-attribution effect ===== Beschreibung ===== Es gibt zahl­reiche unter­schied­liche An­sätze, mit denen ver­sucht wird, [[wpde>Handlungstheorie (Soziologie)|mensch­liches Hand­eln]] bzw. [[wpde>Sozialverhalten|Ver­halten]] in unter­schied­lichen Kon­texten zu be­schreiben, er­klären oder sogar vor­her­zu­sagen. Diese reichen von eher //situ­a­tion­el­len//, also sol­chen, welche Ver­halten vor allem auf­grund der Situ­a­tion, in der sich je­mand be­findet, zu er­klären ver­suchen (z.B. die [[wpde>Theorie der rationalen Entscheidung|Theo­rie der ratio­nalen Ent­scheid­ung]], engl.: ra­tio­nal choice theory ), bis zu vor­rangig //cha­rak­ter­lichen// Theo­rien, welche das Ver­halten vor allem an­hand der individuellen Eigenschaften der handelnden Person beschreiben (hierzu gehören die verschiedenen [[wpde>Persönlichkeitstheorie|Per­sön­lich­keits­theo­rien]] aus der Psy­cho­logie). Für jede dieser Theo­rien gilt, dass sie inner­halb ihres je­weil­igen An­wend­ungs­bereiches durch­aus zu einem bes­seren Ver­ständ­nis von Ver­halten bei­tragen können. Ver­sucht man aber, diese auf einen anderen Be­reich oder andere Situa­tionen – oder so­gar auf ein and­eres [[begriffe:aggregation_statistik|Ag­gre­ga­tions­niveau]] zu über­tragen, lässt die Er­klär­ungs­kraft dieser Theo­rien meist sehr schnell nach. Letzten Endes sollte man für jede Situation abzuwägen, //wo// auf einem Kontinuum zwischen rein //situationellen// und rein //charakterlichen// Ursachen man //spezifisch// die beste Erklärung finden kann. In unserer stark //individualistisch// geprägten Gesellschaft gibt es nun eine Neigung dazu, Verhalten naiv vor allem durch die individuellen Eigenschaften des oder der Handelnden zu interpretieren, mit anderen Worten: es gibt eine //Verzerrung// in Richtung zum //characterlichen// Ende diess Kontinuums. Dies zeigt sich dann in Denkweisen wie den folgenden: * Diebe stehlen aufgrund ihres schlechten Charakters. * Vermieter, die Mieten erhöhen, sind geldgierig. TODO **Weitere Beschreibung und Beispiele folgen.** ===== Beispiele ===== ==== Verknüpfung von Schauspielern mit ihrer Rolle ==== Es ist kaum eine Situa­tion vor­stell­bar, in der //situa­tive// As­pekte von größ­erer Be­deut­ung für das Ver­halten einer Per­son sind, als bei //Schau­spiel­er­innen// und //Schau­spiel­ern//. Offen­sicht­lich ist deren Ver­halten in der Rolle genau vor­ge­schrieben (näm­lich im Dreh­buch) und die Leist­ung der Per­son be­steht „nur“ da­rin, die zu­ge­wies­ene Rolle mög­lichst glaub­würdig aus­zu­füllen. Dennoch werden diese häufig mit den von ihnen ge­spielten Rol­len asso­zi­iert, so als ob sie ihrem tat­säch­lichen Cha­rakter ent­sprächen. Hat sich ei­ne sol­che Ver­bind­ung von Rolle und Per­son bei den Zu­schau­ern ver­fest­igt, spricht man von „[[wpde>Typecasting (Film)|Type­cast­ing]]“. Von solchen //type­cast­eten// Schau­spiel­ern wird dann er­wartet, dass sie immer wieder Rollen spielen, welche den mit ihnen ver­knüpften Klischees ent­sprechen (etwa die des „Böse­wichtes“ oder die der „für­sorg­lichen Mutter­figur“). All­zu oft werden ihnen dann Rollen, die nicht „ihrem“ Klischee ent­sprechen, erst gar nicht mehr an­ge­boten. Dies kann so weit gehen, dass manche Zu­schauer über­haupt nicht mehr zwischen Rolle und Person unter­scheiden können. Im besten Fall werden Schau­spieler dann mit posi­tiven Rollen as­so­zi­iert, was sich für lukra­tive Werbe­ver­träge oder so­gar für eine polit­ische Kar­riere aus­nutzen lässt. Für Schau­spieler, die für eher nega­tive Rollen be­kannt sind, kann dies hin­gegen be­deuten, dass sie in der Öffent­lich­keit an­ge­feindet oder so­gar tät­lich an­ge­griffen werden. Beides ist natür­lich nicht zu recht­fertigen. ===== Siehe auch ===== * [[psychologie:kognitive_verzerrungen:hauptseite|Kognitive Verzerrung]] * [[mathematik:statistik:interpretationsfehler:oekologischer_fehlschluss|Ökologischer Fehlschluss]] ===== Weitere Informationen ===== * [[wpde>Attributionsfehler|Attributionsfehler]] auf //Wikipedia//