====== Teleologischer Irrtum ====== Die unbegründete Annahme, dass es einen zugrunde liegenden Sinn oder Zweck für etwas geben müsse: Die Verwechslung von //Wirkung// und //Zweck//. Zum Beispiel in dieser Aussage: > „Der gesellschaftliche Sinn von Musik ist, dass durch ihre Aufführung Gelegenheiten zur Partnersuche geschaffen werden.“ Es ist gut möglich, dass Musik bei typischen Gelegenheiten zur Partnersuche eine wichtige Rolle spielt (was wäre eine Party ohne Musik?), aber die Aussage suggeriert, dass Musik den //Sinn// habe, die Partnersuche zu ermöglichen, und das ist natürlich sehr weit hergeholt. ===== Herkunft des Begriffes ===== Das griechische Wort télos [τέλος] kann mit „Ziel“ oder „Ergebnis“ übersetzt werden. Es ist Namensgeber für die [[wpde>Teleologie|Teleologie]], einer Lehre bzw. Denkweise, nach der alles, was geschieht, ein Ziel und damit auch einen Sinn habe. Die bekannteste teleologische Fragestellung ist die nach dem „[[wpde>Sinn des Lebens|Sinn des Lebens]]“. ===== Beschreibung ===== Offensichtlich hat nicht alles einen Sinn und Zweck. Vieles was passiert ist ganz einfach [[mathematik:stochastik:begriffe:zufaelligkeit|zufällig]] – etwa radioaktiver Verfall, oder ein Würfelergebnis – aber trotzdem können diese Ereignisse lebens- und sogar geschichts­verändernde Wirkung haben: Wenn man etwa beim Glücksspiel sein Hab und Gut verliert, oder wenn durch radioaktive Strahlung eine Genmutation hervorgerufen wird, welche dann zu Krebs führt, kann dies Auswirkungen haben, die weit über das eigentlich zufällige Ereignis hinaus gehen.
Das zugrunde liegende Problem dieses Denkfehlers ist, dass Begriffe wie „Sinn“ oder „Zweck“ implizieren, dass sie etwas beschreiben, dem //zielgerichtetes Handeln// zugrunde liegt. Dies ist aber nicht immer auch tatsächlich gemeint, oder zumindest sollte dies nicht immer so verstanden werden. Man kann diesen Irrtum hier daher auch als eine Form von [[mehrdeutigkeit:hauptseite|Mehrdeutigkeitsfehler]] verstehen.
Zahlreiche Beispiele für solche auf zufälligen Ereignissen beruhende langfristige Entwicklungen werden in der [[wpde>Evolutionstheorie|Evolutionslehre]] betrachtet: aus zahlreichen zufälligen Erbgutänderungen setzen sich vor allem diejenigen durch, die dem Träger einen evolutionären Vorteil verschaffen. Es gibt aber kein „Ziel“ bei solchen Mutationen, und erfüllen keinen Zweck – vielmehr haben sie eine //Wirkung// oder einen //Effekt//, nämlich dass die besser angepassten Individuen einen Vorteil im Überlebenskampf haben. Streng genommen müsste man auch bei den //Ergebnissen// solcher zufälligen Mutationen, die sich letztlich durchgesetzt haben, darauf hinweisen, dass diese nur einen //Effekt// haben – und es gleichzeitig vermeiden von einem //Sinn// oder //Zweck// zu sprechen. In diesem Sinne haben z.B. unsere [[wpde>Auge|Augen]] nicht den „Sinn“, die Außenwelt sehen zu können (um z.B. leichter Nahrung zu finden und Gefahren vermeiden zu können), sondern sie haben diesen „Effekt“. FIXME **Dieser Artikel ist noch unvollständig.** ==== Einschränkungen ==== Es gibt viele Dinge oder Vorgehensweisen, die tatsächlich einen //Sinn// haben. Vor allem ist es gerechtfertigt, von einer solchen „Sinnhaftigkeit“ zu sprechen, wenn es einen planenden Eingriff gab, der die beschriebene Situation hergestellt hat. > „Das Lenkrad am Auto hat den Zweck, dem Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug zu ermöglichen.“ In diesem Fall wurde das Lenkrad mit einer Absicht und zu einem Ziel angebracht, und ist nicht nur „zufällig“ entstanden und hat sich dann als hilfreich erwiesen. ===== Siehe auch ===== * [[abstraktion:ontologische_fehlannahme|Ontologische Fehlannahme]] * [[kausalitaet:ursache-wirkung verwechslung|Ursache-Wirkung Verwechslung]] * [[abstraktion:vermenschlichung|Vermenschlichung]] ===== Weitere Informationen =====