====== Argumentum a Fortiori ====== Lat.: „Argument vom Stärkeren (her)“: Prinzip der Logik und Rechtsprechung, nach dem ein stärkeres Argument ein schwächeres unterstützt. Zum Beispiel kann man in der Mathematik schließen: > Wenn ''x > 3'' wahr ist, > dann ist auch ''x > 2'' wahr. Hierin ist ''x > 3'' die „stärkere“ Aus­sage, da sie die mög­lichen Werte für ''x'' stärker ein­schränkt, während die „schwäch­ere“ Aus­sage ''x > 2'' in erst­erer im­pli­ziert ist. ===== Andere Namen ===== Traditionell unterscheidet man zwischen: * Argumentum a maiore ad minus (Argument vom Größeren auf das Kleinere) * Argumentum a minori ad maius (Argument vom Kleineren auf das Größere) Diese Unterscheidung ist für den Themen­bereich dieser Web­site jedoch nicht relevant. ===== Beschreibung ===== Das Prinzip argumentum a fortiori be­schreibt, dass sich ein schwäch­eres Argu­ment von einem stärk­eren ab­leiten lässt. ==== Verteilungsprinzip ==== Ein gutes Beispiel hierfür ist das als „[[begriffe:verteilung|Ver­teil­ung]]“ be­zeich­nete Prin­zip, das u.a. bei [[begriffe:kategorische_aussage|kate­gor­ischen Aus­sagen]] Anwendung findet. Dieses be­schreibt, unter welchen Um­ständen ein Be­griff auch auf Teile der Be­griffs­menge be­zogen werden kann. So gilt in einer [[begriffe:allsatz|All­aus­sage]] wie „alle //Hunde// sind //Säuge­tiere//“, dass das Sub­jekt (hier: „Hunde“) //ver­teilt// ist und sich damit auch z.B. auf //Pudel//, //Wind­hunde//, //Wach­hunde// oder auch //Nach­bars Dackel//, u.s.w. be­zieht. Damit lässt sich aus der //starken// Aus­sage „alle //Hunde// sind //Säuge­tiere//“ die //schwäch­ere// „//Nach­bars Dackel// ist ein //Säuge­tier// “ ab­leiten. ==== All- und Existenzsätze ==== Ein weiteres Beispiel ist das Ver­hältnis von All- zu Ex­is­tenz­aus­sagen. Zum Bei­spiel kann aus der //starken// All­aussage „alle Dackel sind Säuge­tiere“ die //schwäch­ere// „es exis­tieren Dackel, die Säuge­tiere sind“ ab­ge­leitet werden. ==== Syllogismen ==== Dieser Schluss von All- auf Ex­is­tenz­aus­sagen führt auch dazu, dass es für alle [[begriffe:syllogismus|Syl­log­is­mus]]-Formen, bei denen ein All­satz im Schluss steht, auch eine //schwäch­ere// Vari­ante ex­ist­iert, bei der nur auf einen //Ex­is­tenz­satz// ge­schlos­sen wird. Zum Bei­spiel gibt es zum //starken// [[logik:schlussformen:modus_barbara:hauptseite|Modus Bar­bara]]  [[app>#barbara|Modus Barbara in Syllogism-Finder App anzeigen]] die //schwache// Vari­ante [[logik:schlussformen:modus_barbara:modus_barbari|Modus Bar­bari]]  [[app>#barbari|Modus Barabari in Syllogism-Finder App anzeigen]]. Auch hier gilt es zu be­achten, dass der Schluss auf einen Ex­is­tenz­satz mit einer [[begriffe:existenzeinfuehrung|Ex­is­tenz­ein­führ­ung]] ein­her geht, die es als Neben­be­ding­ung zu be­weisen gilt. ==== Rechtsprechung ==== In der Recht­sprech­ung wird auf ähn­liche Weise z.B. von einem starken Recht auf ein schwächeres ge­schlossen. > Wenn es, um das eigene Leben zu ver­teid­igen, straf­frei sein kann, einen An­greifer zu töten, dann muss es auch straf­frei sein, diesen zu ver­letzen, wenn damit das eigene Leben ge­schützt werden kann. Ähnliches gilt für Verbote: > Wenn es ver­boten ist, zu zweit auf einem [[wpde>E-Scooter]] zu fahren, dann ist es erst recht ver­boten, zu dritt auf einem solchen zu fahren. Anders als in der Logik oder Mathe­matik sind soziale Sach­ver­halte aber meist recht komplex, wes­wegen in solchen Fällen auch andere Rahmen­be­ding­ungen ab­ge­wogen werden müssen, um zu einer voll­ständ­igen Sicht­weise auf die Situa­tion zu gelangen. ===== Siehe auch ===== * [[logik:emergenzfehler:hauptseite|Emergenzfehler]]: * [[logik:emergenzfehler:trugschluss_der_division|Trugschluss der Division]] * [[logik:emergenzfehler:trugschluss_der_komposition|Trugschluss der Komposition]] * [[begriffe:verteilung|Verteilung]] ===== Weitere Informationen ===== * [[wpde>Argumentum a fortiori]] auf //Wikipedia//