====== Verteilung ====== Beschreibt die Eigen­schaft eines Be­griffes, sich auch auf ein­en be­lieb­ig­en Teil der Aus­sage­menge be­zieh­en zu kön­nen. ===== Konzept ===== Das Konzept der „Verteilung“ lässt sich ver­mut­lich am besten an­hand des fol­gen­den Bei­spieles erklären: > //Alle Katzen sind Säugetiere.// Wenn man diese Aussage iso­liert be­trach­tet – also ohne wei­teres (externes) Wissen über Katzen und Säuge­tiere in Be­tracht zu ziehen – er­fahr­en wir sehr viel mehr über //Katzen//, als über //Säuge­tiere//: So können wir alleine aus dieser Aus­sage schließen, dass zum Bei­spiel auch alle //Lang­haar­katzen// Säuge­tiere sind, eben­so wie alle //Siam­katzen//, //Katzen in unserem Stadt­viertel// – ebenso wie auch //Groß­mutters Kater//. Dies gilt, eben weil //alle// Katzen Säuge­tiere sind. Dieses Prinzip, dass sich eine //Allaussage// auf jede Teilmenge der Aussagemenge übertragen lässt, ist unter dem lateinischen Namen „dictum de omni et nullo“ bekannt. Dagegen erfahren wir über //Säuge­tiere// nur, dass //einige// davon Katzen sind (und selbst hier­für müsste man zu­nächst einen mög­lichen [[wiki>logik/fehlannahmen/leere_begriffsmenge|Fehler der leeren Be­griffs­menge]] aus­schließen). Alleine aus dieser Aus­sage lässt sich aber nichts über andere Teil­men­gen der Säuge­tiere schließen, etwa über //Nage­tiere// oder //Beutel­säuger//. Anders gesagt: zwar können wir ab­leiten: “Groß­mutters Kater ist ein Säuge­tier“, aber nicht: „Alle Katzen sind Beutel­säuger“. {{page>templates:begriffe-logik#Headline&noheader&nofooter}}{{page>templates:begriffe-logik#DictumDeOmniEtNullo&noheader&nofooter}} Diese Eigen­schaft von Begriffen, sich auch auf alle Unter­gruppen und Objekte der Aus­sage­menge zu be­ziehen, be­zeich­net man als „[[wiki>begriffe/verteilung|Ver­teilung]]“ (auch: „Dis­tri­bu­tion“) eines Be­griffes. In dem Bei­spiel ist also „Katzen“ //ver­teilt//, während „Säu­ge­tiere“ //nicht ver­teilt// ist. Die für die ver­schie­denen [[wiki>begriffe/kategorische_aussage|kate­gor­ischen Aus­sage­formen]] gültigen Ver­teil­ungs­regeln lassen sich aus der fol­gen­den Tabelle ablesen:
^ Aussage ^ Subjekt ^ Prädikat ^ | Alle S sind P | **verteilt** | unverteilt | | Kein S ist P | **verteilt** | **verteilt** | | Einige S sind P | unverteilt | unverteilt | | Einige S sind nicht P | unverteilt | **verteilt** |
Verteilungsregeln für kategorische Aussagentypen
Hieraus ergeben sich eine ganze Reihe von mög­lichen Fehlern (⁠[[wiki>logik/verteilungsfehler/hauptseite|Ver­teil­ungs­fehler]]), die auch schon seit der Antike, spe­zif­isch für [[wiki>begriffe/syllogismus|Syl­log­ismen]] be­schrieben wurden. Diese Fehler sind grund­sätzlich auch für andere Formen von Schluss­folger­ungen rele­vant, aber sie lassen sich wohl am ein­fachsten anhand von Syl­log­is­men er­klären: ===== Verteilungsfehler ===== Die offensichtliche Erkenntnis hier ist, dass man aus einer Aussage, die sich auf nur //einen Teil// der Begriffsmenge bezieht (die also //unverteilt// ist), kein Schluss ziehen lässt der sich auf die //gesamte// Begriffsmenge bezieht (ein //verteilter// Schluss). Zur Erklärung bieten sich [[wiki>begriffe:syllogismus|Syllogsmen]] an, eine einfache logische Form, bei der zwei sogenannte „[[wiki>begriffe/kategorische_aussage|kate­gor­ische Aus­sagen]]“ (siehe Tabelle oben) zu einer dritten, neuen Aussage verknüpft werden. {{page>templates:begriffe-logik#Syllogismus&noheader&nofooter}} ==== Unverteilter Schlussbegriff ==== Offensichtlich stimmt etwas nicht mit dem folgenden Syllogismus: > Alle //Katzen// sind //Säuge­tiere//. > Alle //Säuge­tiere// sind //Lebe­wesen//. > Daraus folgt: Alle //Lebewesen// sind //Katzen//. Obwohl die beiden Prä­missen zwei­fel­los //wahr// sind, ist der daraus ge­zo­gene Schluss eben­so zwei­fel­los //falsch//. Was ist hier schief ge­gangen? Der Begriff „Lebe­wesen“ wird in der zwei­ten Prä­misse (dem „Unter­satz“) ein­geführt und steht dort in einer //un­ver­teilten// Po­si­tion, d.h. er be­zieht sich hier nicht auf //alle// Lebe­wesen, sondern nur auf einen Teil da­von (nämlich den der Säuge­tiere). Im Schlussatz dagegen steht dieser Be­griff an einer //ver­teilten// Stelle, be­zieht sich da­mit also auf //alle// Lebe­wesen. Es wird folg­lich ver­sucht, von einer Aus­sage über //einen Teil// aller Lebe­wesen, auf eine Aus­sage über //alle Lebe­wesen// zu schließen. In diesem Bei­spiel geht dies //offen­sicht­lich// schief. In an­deren Fällen kann das bei weitem nicht so leicht er­kenn­bar sein. Dies gilt ins­be­son­dere, wenn es um eher ab­strakte Be­griffe geht, oder solche, bei denen die Begriff­smenge (⁠[[wiki>begriffe/extension|Extension]]) nicht so leicht er­kenn­bar ist. Für Schlussbegriffe – also die Begriffe in einem Syllogismus, die auch im Schluss­satz vorkommen (auch Ober- und Unter­begriff genannt) gilt die folgende Regel: > Ein Begriff, der im Schluss­satz //verteilt// ist, muss auch schon in der Prämisse //verteilt// sein. ==== Unverteilter Mittelbegriff ==== Ähnlich beim folgenden Schluss: > Einige Tiere sind //Katzen//. > Alle //Hunde// sind //Tiere//. > Daraus folgt: Alle //Hunde// sind //Katzen//. In diesem Bei­spiel ist der Be­griff „Tiere“ der so­ge­nannte „Mittel­be­griff“, der die beiden Prä­mis­sen mit­ein­ander ver­knüp­fen soll. Aller­dings ist er in //beiden// Prä­mis­sen in einer //un­ver­teilten// Po­si­tion, d.h. dass er sich je­weils nur auf //Teil­mengen// der Be­griffs­menge (hier: „Tiere“) be­zieht (näm­lich die der Katzen bzw. Hunde). {{page>templates:begriffe-logik#Mittelbegriff&noheader&nofooter}} Wie das Beispiel auch zeigt, ist es so möglich, dass sich dieser Be­griff nicht auf die­selbe Menge be­zieht und damit die beiden Prä­missen nicht ver­binden kann. Damit ein solcher Schluss möglich ist, muss der Be­griff in zu­min­dest einer der beiden Aus­sagen an einer ver­teilten Po­si­tion stehen. > Um Aussagen mit­einander zu ver­knüpfen, muss der Begriff, durch den sie verbunden werden, mind­est­ens in einer der Aus­sagen //ver­teilt// sein. ===== Weitere Informationen =====
* [[wiki>logik/verteilungsfehler/hauptseite|Verteilungsfehler]] * [[wiki>logik/verteilungsfehler/unverteilter_mittelbegriff|Unverteilter Mittelbegriff]] * [[wiki>logik/verteilungsfehler/unverteilter_schlussbegriff|Unverteilter Schlussbegriff]]
{{page>templates:footer#teil_und_ganzes&noheader&nofooter}}